Der Malser Sonnensteig ist nicht nur bei Sonnenschein sondern auch bei bedecktem Himmel ein lohnendes Ziel. Er führt hoch über Mals vom Nordende des Ortes bis hinüber nach Ganglegg einer früheren Siedlung hoch über der Churburg und Schluderns. Die kostenlose Rückfahrt mit Bus oder Bahn ist dank Vinschger Card kein Problem. Bei unserer Tour mussten wir wetterbedingt auf Höhe von Tartsch den Weg ins Tal einschlagen, wollten wir doch dem Tartscher Bühel, mit dem kleinen Kirchlein St. Veit, einen Besuch abstatten.
Direkt vom Hotel Greif weg ging es steil bergauf in den Mitterwalweg hinein und später auf der gut ausgeschilderten Strecke, bei einem Spielplatz, direkt aufwärts zum Sonnensteig. Diesem folgt man zunächst links, denn dies ist der beeindruckendste Teil des ganzen Steiges. Der schön angelegte ehemalige Walweg führt an den Felsen entlang auf Holzbrücken und -steigen, an gefährlichen Stellen gut abgesichert mit Holzgeländer und somit für Jedermann gut begehbar. Es gibt ein paar sehr schöne Ausblicke hinüber nach Burgeis zur Fürstenburg und zum Kloster Marienberg. An zwei Stellen gibt es Sitzbänke und eine Aussichtskanzel mit Brotzeitplatz (Tisch und Bänke). Der Wal führte zu dieser Zeit kein Wasser. Man kommt an einem Denkmal für die "Saligen Fräulein" *) vorbei und später am Rückweg schon nahe an Tartsch den "Schwarzen Lorgg"**), dem Mann ohne Kopf aber mit Hut, der vielen Leuten des Nachts erschien, aber niemanden etwas getan hat.
Vom Nordende des Sonnensteiges geht es wieder zurück und endlos weiter mit schönen Ausblicken auf Mals und zum Ortler. Wie erwähnt beobachteten wir bei unserer Tour ständig das Wetter und so begaben wir uns talwärts nach Tartsch um den Tartscher Bühel noch zu besteigen. Das Kirchlein St. Veit liegt herrlich auf diesem Kult- oder Kraftplatz und an der Kirchenmauer hat man Ruhebänke aufgestellt um diesen Ort, die Stille und schöne bergig wirkende Umgebung auf sich wirken zu lassen. Auch die Kirche im Ort mit den Wandmalerein an der Aussenfassade, war einen Besuch wert, bevor wir auf dem Unterwal wieder nach Mals zurück marschierten. Der Vormittag war ausgefüllt.
*) Salige Fräulein:
Die Saligen von Magronda
In den Magronda-Knött wohnten früher Salige Frauen. Diese waren weise Frauen, die fleißig und arbeitsam waren und den Bauern bei der Arbeit halfen, aber immer selbst bestimmten, wie sie leben wollten. Sie gaben nie ihren Namen preis und machten es auch immer zur Bedingung, dass sie nicht danach gefragt werden durften, sonst mussten sie nämlich sofort zurück in ihre Höhlen. Die Saligen von Magronda haben den Bauern auf den nahen Valdaines- und Multenwiesen immer wieder geholfen. Zu einem jungen Bauern kam jedes Jahr bei der Heuernte dieselbe Salige und half tatkräftig mit. Der junge Bauer verliebte sich in sie. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie mit ihm mitkommen würde. Da sie dies aber nicht wollte, griff er zu einer List. Als die Heuarbeit auf der Wiese nahezu fertig war, band er ihren Fuß am Wiesbaum fest. Als die Salige das merkte. Fing sie bitterlich zu weinen an, riss sich los und war auf der Stelle verschwunden. In der Familie des Bauern soll bis heute immer jemand hinken.
**) Der Lorgg
In Mals wurde noch vor hundert Jahren ein unheimlicher Geist gesehen: der Lorgg, ein riesengroßer, schwarzer Mann mit einem dreieckigen Hut auf dem Kopf. Der Lorgg trug aber seinen Kopf meist unter dem Arm und streifte mit mächtig ausgreifenden Schritten des Nachts bis zum Betläuten am Morgen ruhelos durch die dunklen Dorfgassen. Er tat niemandem etwas zuleide, fand er aber Gras- oder Obstdiebe, so vertrieb er sie und verfolgte sie bis zu ihren Häusern. Mit den Betrunkenen hatte er seinen besonderen Spaß. Er sprang sie für gewöhnlich von hinten an und ließ sich von ihnen lange Strecken huckepack tragen. Eines Abends mähten zu später Stunde ein Bauer und sein Weib in den Runkwiesen oberhalb des Dorfes. Da kam der Lorgg schnurgerade die steile Wiese herauf und schritt ganz nahe an den beiden vorbei. Das Ehepaar konnte sich vor Schreck lange nicht mehr bewegen. Ein anderes Mal warfen mutwillige Burschen Steine nach ihm. Voller Zorn verfolgte er sie, wobei er grauenhaft brüllte. Einer der Burschen sprang mitsamt dem Fensterstock in seine Stube, die anderen erreichten ein Feldkreuz, an dem sie sich krampfhaft festhielten. Erst als am Morgen die Glocke zum Engel des Herrn läutete, verschwand der erboste Lorgg. Der Nachtwächter, der ihm öfters in einem engen Gässchen des Oberdorfes begegnete, und dabei sich vor Angst hart an die Mauer drückte, um ihm ungestört vorbeizulassen, machte an die Mauern des Gässchens einige Kreuze mit Mörtel. Seit dieser Zeit sah er den Lorgg nie mehr wieder. Die Gasse wird aber heute noch allgemein „Lorggaßl“ genannt. Quelle: Robert Winkler, Sagen aus dem Vinschgau, Bozen 2000, S. 90 Doku: Es wurde oft erzählt, dass der Lorgg ab jener Nacht nicht mehr gesehen wurde, in welcher der Nachtwächter drei Kreuze an die Gartenmauer einer Gasse gemalt hatte.
Marian Polin, ein junger Bursche aus Mals, beschäftigt sich gerne mit der Ortsgeschichte und hat nun nach Gesprächen mit dem ältesten Malser eine interessante Entdeckung gemacht. In jener Gasse, die früher den heutigen Puniweg mit der Martinsgasse verbunden hat, entdeckte er an einer Gartenmauer Reste, die mit den besagten Kreuzen identisch sein könnten.
Die heutige Lorggengasse, die an den Lorgg erinnern soll, befindet sich allerdings etwas weiter entfernt, westlich von dieser Gasse. Spekulativ allerdings bleibt, ob der Nachtwächter aufgrund seines Alkoholkonsums den Lorgg tragen musste oder sich einfach nur vor ihm fürchtete! Quelle: Der Vinschger, Heft 17, 2008, S. 8
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