Der Col de l'Iseran ist ein Höhepunkt jeder Radtour in den französischen Alpen, allein schon deshalb, weil er der höchste Pass der Alpen überhaupt ist (der Col de la Bonnette ist eigentlich nur ein touristischer Schlenker, der eigentliche Pass ist der Col de Restefond auf 2.678 m). Abgesehen von solchen Spitzfindigkeiten ist er einer der Schönsten. Allerdings ist er wegen seiner Höhe nur im Sommer geöffnet.
Die Südseite des Col de l'Iseran steigt aus dem Tal der Arc an. Dieses Tal mündet in das schon sehr breite Isère-Tal. Von dort steigt das Arc-Tal langsam, teilweise in größeren Stufen an. Berühmte Pässe können aus diesem Tal erreicht werden, aus St-Jean-du-Maurienne der Col du Glandon, aus St-Michel-de-Maurienne der Col du Galibier und aus Lanslebourg bzw. Lanslevillard der Col du Mont-Cenis. Bei Modane beginnt der Fréjus-Tunnel, der seit 1980 eine ganzjährige Verbindung von Frankreich nach Norditalien ermöglicht, daher ist das Tal bis Modane stark vom Verkehr geprägt. Als Startort für die Südseite des Col de l'Iseran ist daher Lanslevillard gewählt, das zwar schon weit im Tal des Arc liegt, jedoch ist hier der Verkehr nicht mehr so stark, ausserdem ist Lanslevillard zudem der Startort zu einem weiteren Pass, dem Col du Mont-Cenis. Gleich hinter Lanslevillard beginnt die Steigung zum Col de la Madeleine (nicht der berühmte Tour-de-France-Berg), einem unangenehmen "Überaschungspass", der in nicht in jeder Karte zu erkennen ist. Ca. 200 Höhenmeter geht es dann wieder Bergab. Im Tal des Arc, das nun den Charakter eines breiten Hochtals annimmt, steigt die Straße von Bessans bis Bonneval kaum.
In Bonneval-sur-Arc, dem letzten (oder ersten, je nach dem) Ort im Arc-Tal beginnt dann die Südrampe des Col de l'Iseran. Bonneval ist das komplette Gegenteil seines Gegenstücks an der Nordrampe des Cols, Val d'Isère. Noch in den 60er Jahren waren sich beide Orte ähnlich, dann jedoch nahm Val d'Isère den Weg vieler französischer Alpenorte: Explosionsartiger Ausbau als Wintersportort. Bonneval hatte in den 50er und 60er Jahren einen Bürgermeister, der andere Ideen hatte: gemäßigter Tourismus, strenge Bauordnungen, natürliche Materialien wie Stein und Holz sowie ein bescheidenes Skigebiet mit neun Liften. Das Ergebnis: im Winter kommen keine Wintersportler, sondern Winterurlauber, im Sommer kann das Dorf noch einen Eindruck ursprünglicher Bau- und Lebensweise in den Alpen vermitteln. Hinter Bonneval beginnt die Südrampe des Passes, wie die Nordtrasse hervorragend in die Topographie eingepasst, Maximalsteigung 11%. Zunächst geht es am Hang über dem jungen Arc-Tal mit einer Kehre nach oben. Dabei kann man noch einmal den Blick auf Bonneval und die vergletscherten 3.000er am Ende des Tals geniessen . Anschließend verläuft die Straße im Hochtal des Lenta-Baches durch hochalpine Landschaft. In mehreren Kehren wird eine weitere Talstufe überwunden, dann geht es die letzten 200 Höhenmeter bergauf. Kurz vor der Passhöhe kann man einen, bei klarer Sicht, weitreichenden Rückblick in den Süden wagen und auf der Passhöhe dann das obligatorische Passfoto schießen, an einem sehr schönen Passschild.
Der Col de l'Iseran ist ein Höhepunkt jeder Radtour in den französischen Alpen.
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