Radtour zu Erinnerungsstätten der NS-Zeit in und um Lehre.
Start- und Zielpunkt ist das Rathaus Lehre.
Die 21 km lange Radtour führt zu Erinnerungsstätten und Hinterlassenschaften der NS-Zeit in und um Lehre. Nennenswerten Steigungen sind nicht enthalten, aber Streckenabschnitte mit kiesigem oder lockerem Untergrund.
Tourverlauf:
Vom Rathaus Lehre geht es auf der Marktstraße zur evangelischen Kirche. Auf dem Kirchhof (auf dem Fußweg bitte schieben!) befindet sich das Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Seit 2020 ist hier ergänzend die vom Ortsrat Lehre gestiftete Gedenktafel für die Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung angebracht. Diese soll auch ein Baustein einer sich wandelnden Erinnerungskultur sein. Über die Ampelkreuzung geht Richtung Osten bis zum Friedhof. Dort befindet sich eine Grabanlage für 9 sowjetische Zwangsarbeiter – 7 Kriegsgefangene und zwei zivile Zwangsarbeiter. Diese Gedenkstätte wurde 1989 von der Kirchengemeinde Lehre errichtet und erinnert an 1942-1945 im Arbeitslager der Heeresmunitionsanstalt (Muna) Lehre verstorbene Opfer.
Über den Forstkamp geht es auf der Eitelbrotstraße ostwärts Richtung Beienroder Holz/Kampstüh. Nach Unterquerung der ICE-Trasse geht es rechts ab. An dieser Stelle standen heute nicht mehr sichtbare Baracken der nahegelegenen Muna Lehre. In den Unterkünften waren Frauen des Reichsarbeitsdienstes, sowjetische Zwangsarbeiterinnen und sowjetische Kriegsgefangene unter primitiven Bedingungen untergebracht. Am Ende des asphaltierten Feldwegs geht es 450 m auf der Kreisstraße weiter zum Kampstüh.
Muna Lehre im Kampstüh
Im Kampstüh steht am Eingang eine Informationstafel zur Geschichte der Muna. Hier wird an das Leid der hier eingesetzten Zwangsarbeiter erinnert. Falls das Tor zum Gelände offen ist (tagsüber werktags und gelegentlich auch am Wochenende), können auf dem Gelände die noch vorhandenen Gebäude der Muna sowie die Bunker angefahren oder erwandert werden. Auf dem 225 Hektar großen Gelände wurde von 1936 - 1945 Munition für die Wehrmacht produziert. Die Kampfmittelbeseitigung ist noch immer ein aktuelles Thema, auf der weiter nördlich befindlichen „Neuen Wiese“ findet auch im Jahr 2021 eine Räumung von Sprengresten statt. Bis zu 400 sowjetische Kriegsgefangene wurden bis zur Befreiung am 12. April 1945 auf dem Gelände als Zwangsarbeiter eingesetzt.
Gedenkstätte des KZ Schandelaher Wohld
Auf der Kreisstraße geht es nun 300 m zurück und dann auf Feldwegen durch die Lehrsche Wohld Richtung Autobahn. Nach der Unterführung erreicht die Strecke ab dem Waldrand aufgearbeitete Punkte der Gedenkstätte „KZ Schandelaher Wohld“. An der Kreisstraße liegt schließlich die zentrale Erinnerungsstätte mit Informationstafeln und einem Gedenkstein.
Hier wurden in den Jahren 1944/45 unter menschenverachtenden Bedingungen Versuche zum Abbau von Ölschiefer unternommen. Unter der Erde liegt hier die größte potentiell nutzbare Lagerstätte an Ölschiefer in Deutschland. Politisch umstritten ist derzeitig die Festschreibung im Landesraumordnungsprogramm als Vorbehaltsgebiet oder sogar Vorranggebiet zur Rohstoffsicherung. Bei einer Umsetzung dieser Pläne würde nicht nur die Gedenkstätte verschwinden, sondern eine großräumige Landschaftszerstörung erfolgen.
Um nicht auf der stark befahrenen L639 oder auf holprigen Wegen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz fahren zu müssen, geht die Tour wieder ein Stück zurück und dann westwärts durch den Wald. Nach Erreichen der Kreisstraße geht es rechts ab und am Tierpark vorbei nach Essehof. Im Dorf geht es erneut rechts ab und dann auf einem straßenbegleitenden Radweg Richtung Lehre.
Lager des Reichsarbeitsdienstes
Im Essehofer Holz ist auf der linken Straßenseite der K59 ein Birkenbestand zu sehen. Hier stand das im Februar 1937 eingerichtete Reichsarbeitsdienst-Lager 4/184. Dieses war Unterkunft eines Landesschützen-Bataillons mit Aufgaben zur Bewachung der militärischen Anlagen und der Kriegsgefangenen. Etwa ein halbes Jahr vor Kriegsende wurde der Volkssturm in das Lager einquartiert. Davon ist jetzt allerdings nichts mehr zu sehen.
Gedenktafel Fritz Brandes
Auf Waldwegen im Essehofer Holz geht es nach Wendhausen. Südlich der ortsprägenden fünfflügeligen Mühle steht das ehemalige Rathaus des Dorfes mit einer heimatkundlichen Sammlung. Davor wurde im Jahr 2020 eine Tafel zur Erinnerung an den in der NS-Zeit verfolgten Sozialdemokraten Fritz Brandes errichtet. Brandes wurde nach Kriegsende 1945 zum ersten Bürgermeister des Ortes ernannt.
Befreiungseiche - Erinnerung an den 11.April 1945
Auf der Hauptstraße geht es am Wasserschloss vorbei Richtung Essenrode. Nach Durchquerung des Unterdorfs geht es durch die Schunteraue zurück nach Lehre. Bei der Fahrt fallen in den 1930er Jahren aufgeschüttete Dämme auf. Dorthin sollte die Eisenbahnstrecke Braunschweig – Fallersleben (Schuntertalbahn) verlegt und begradigt werden. Nach Kriegsbeginn wurden die Arbeiten gestoppt und nicht wieder aufgenommen. Im Kleingartengelände bitte besonders rücksichtsvoll fahren!
Am Ortausgang Richtung Brunsrode soll zukünftig eine Befreiungseiche an die friedliche Übergabe des Ortes am 11. April 1945 an die amerikanischen Truppen erinnern. Auf dem Weg zurück zum Rathaus kreuzt nach der Einmündung der Selkebachstraße eine 1935 errichtete Eisenbahntrasse den Weg. Auf der in den 1980er Jahren endgültig stillgelegten Strecke wurde die Muna versorgt. Einen Großteil der Trasse hat 2019 der Naturschutzverein „fun Hondelage“ erworben und sichert diese als Baustein im Biotopverbund.
Weitergehende Informationen (Link zur Basisgruppe Lehre)
Chronologie der Ereignisse in Lehre 1927-1945 (aufbereitet von Uwe Otte)
https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2015/1/fuer-die-so-im-kampfe-blieben.php#.Xc-tANVCfcs Infos zur Geschichte der Kriegerdenkmale
https://www.relikte.com/lehre/ Heeresmunitionsanstalt (Muna) Lehre
https://de.wikipedia.org/wiki/Heeresmunitionsanstalt_Lehre
https://de.wikipedia.org/wiki/KZ-Außenlager_Schandelah
https://www.yumpu.com/de/document/read/65124252/kompass-lehre-2021-2022 zu Fritz Brandes
https://braunschweig.online/am-11-april-1945-endete-der-krieg-in-lehre/ Befreiungseiche
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http://www.hans.jecht.net/uwe/Galerie tras
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