Diese Tour verbindet Dinge, die inhaltlich ohne Bezug sind, sich aber aufgrund ihrer geographischen Lage gut zu einer Tour zusammenfügen lassen.
In Leipzig wird derzeit wieder über die Unterbringung von Flüchtlingen diskutiert. Zwei vorhandene Heime sollen zugunsten eines dritten aufgegeben werden. Um die Diskussion zumindest ein wenig besser zu verstehen, wollte ich mir die Orte mal anschauen.
Das Heim Torgauer Straße 290 war der erste Anfahrtspunkt. Ein schmuckloser Wohnblock, von einem soliden, Y-förmigen, beleuchteten Zaun umgeben, videoüberwacht. Ein Amazon-Versandlager nebenan, die Straßenbahn vor der Tür. Kein Ort zum Wohlfühlen, keiner, an dem sich vergessen ließe. Das Gelände soll nach der Heimschließung für 500.000 Euro an einen Investor gehen. Eine gewerbliche Nutzung wäre hier im Gewerbegebiet sicher auch angemessener.
Das neue Heim wird noch ein ganzes Stück weiter stadtauswärts entstehen, an der Wodanstraße 17a in Sicht- und Hörweite der Autobahn A14. Es soll sich dadurch auszeichnen, dass es in "Systembauweise" errichtet wird - andere sprechen weniger euphemistisch von "Containern". Die Bewohner sollen in Mehrpersonenzimmern auf sechs Quadratmetern je Flüchtling untergebracht werden. Der für das Heim vorgesehene Ort liegt sich in einem licht genutzten Gewerbegebiet. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Kreiswehrersatzamt und das Technische Hilfswerk, Baracken und Garagen, eine Halde. Ein trostloser Ort, immerhin ist die Bahnhaltestelle "Heiterblick" nah, in elf bis 14 Minuten könnte man am Hauptbahnhof sein.
In einer Stadt, in der innenstadtnah unzählige erhaltenswerte Altbauten verfallen (oder gar für den Straßenbau abgerissen werden), leuchten beide Standorte nicht ein. Hauptzweck scheint zu sein, Berührungspunkte zwischen Flüchtlingen und Bürgern zu vermeiden. Dies ist am dritten Standort anders, dieser liegt am anderen Ende der Stadt in der Liliensteinstraße 15a in Grünau in einem belebten Wohngebaut mit Sport- und Spielplätzen und Einkaufsmöglichkeiten (siehe auch diese Tour). Bezeichnenderweise werden hier "sozialpolitische Gesichtspunkten" angeführt, welche eine Schließung sinnvoll erscheinen ließen. Sind Flüchtlinge der Bevölkerung wirklich nicht zuzumuten? als normaler Bürger bietet sich kaum eine Möglichkeit, die Problemlagen nachzuvollziehen. Irgendwie unwürdig, das Ganze.
Hinter der Wodanstraße ändert sich der Charakter der Tour. Es geht über Felder und Straßen zum Baggersee an der Theklaer Straße, von dort die Parthe lang zum Schloss Schönefeld und weiter zum Alten Postbahnhof, einem der unzähligen, faszinierenden "Lost Places" in Leipzig. Von hier aus ist es nicht mehr weit in die Innenstadt.
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