Abenteuer Balkan – durch das unbekannte Hinterland von Serbien und Montenegro
In sechs Tagen von Kraljevo nach Plužine - 400 km und 9.135 Höhenmeter
Der MTB Čiker Marathon
Im Juni 2014 hat der MTB Club Čiker aus Kraljevo bereits zum dritten mal einen 6-tägigen Bike-Marathon organisiert. Nach der Teilnahme von 15 Bikern im Jahr 2012 und 25 Bikern im Jahr 2013 waren jetzt 50 Biker dabei. Eine tolle Leistung von Rade Golubovic, Präsident des Clubs und seinem Organisationsteam, zumal alle ehrenamtlich und ohne Bezahlung arbeiten. Finanzielle und materielle Unterstützung gibt es von den Tourismusverbänden der Regionen, durch die der Marathon führt.
Dazu Rade Golubovic: „Wir wollen den MTB Čiker Marathon zu einem festen jährlichen Event etablieren, um die Schönheiten und das Potenzial unserer Region möglichst vielen Mountainbikern näher zu bringen. Der MTB Čiker Marathon soll alle ansprechen, in diesem Jahr war der jüngste Teilnehmer 16 Jahre alt und der älteste 68. Wir haben uns sehr gefreut, dass auch erstmalig ein deutsches 4-köpfiges Team mit dabei war.“
Der MTB Čiker Marathon ist eine private Tour und kein professionelles Angebot. Die Streckenführung geht durch die landschaftlich schönsten Regionen Serbiens und Montenegro und ist mit durchschnittlich 77 km und 1.500 Höhenmeter am Tag schon recht anspruchsvoll. Um alle 50 Teilnehmer wohlbehalten über die Berge zu bekommen, führt die Tour hauptsächlich über Schotter- und Waldwege mit einem geringen Trail-Anteil. Der Marathon wird begleitet von einem Transporter für das Gepäck und die Zelte, von zwei Geländewagen für die Organisatoren und einem Werkstattwagen mit Mechaniker und vielen Ersatzteilen bis hin zu einem kompletten Ersatzbike. Die Übernachtung erfolgt entweder in persönlichen Zelten oder in preiswerten Unterkünften, die vom Organisationsteam nach Bedarf für die Teilnehmer reserviert werden. Es ist auch möglich, sich täglich neu für Zelt oder feste Unterkunft zu entscheiden. Die Rückfahrt vom Zielort an den Ausgangsort Kraljevo erfolgt bequem im Reisebus.
Der MTB Club Čiker wird auch 2015 wieder einen Marathon zwischen dem 20. und 27. Juni durchführen. Biker aus dem Ausland sind sehr herzlich willkommen, Interessierte können sich wenden in englischer Sprache an Rade Golubovic, e-mail ciker.golub@gmail.com oder in deutscher Sprache an Christoph Jochheim-Wirtz, e-mail cube48@t-online.de . Bezüglich der Organisation des Biketransports vom Flughafen Belgrad nach Kraljevo und zurück ist Čiker gerne behilflich.
1. Etappe: Kraljevo - Ivanjica
60 km und 1.135 Höhenmeter
Am ersten Morgen geht es bereits um 7:00 Uhr los. Gepäck und Zelte werden in den bereit stehenden LKW geladen, der die Teilnehmer während der ganzen Tour begleiten wird. Dann geht’s endlich aufs bike. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir unter dem Applaus der Passanten durch die Innenstadt von Kraljevo, vorneweg ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht, das den Bikern überall Vorfahrt im Stadtverkehr garantiert. Die Tour führt über die Bergh änge des Čemerno und durch den Ort Lopatnica , bekannt für seine Mineralquellen. Nach der Rüttel-Abfahrt ein erster Schreck: Peter aus dem deutschen Team hat seinen nagelneuen Garmin verloren. Noch bevor er sich auf die Suche begeben kann, kommt ein serbischer Kollege strahlend mit dem vermissten Gerät. Stetig bergauf passieren wir malerische Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, wie Stanča und Propeljnica und schließlich Gornji Dubac und Luke. Auf den letzten 20 km geht es bergab, mit gelegentlichen Stopps an Himbeer-Plantagen. Aber keiner der Landwirte regt sich auf, wenn 50 Mountainbiker über ihre Himbeeren herfallen. Bereits am frühen Nachmittag ist das Etappenziel die Stadt Ivanjica am Fuß der Berge Mucanj, Javor und Golija erreicht, wo die Teilnehmer in einem herbergsähnlichen Quartier auf die Zimmer aufgeteilt werden oder ihre Zelte aufbauen. Da die Unterkunft offensichtlich zu klein ist, wird kurzerhand für das deutsche Team eine schicke Ferienwohnung organisiert Es bleibt ausreichend Zeit für einen Stadtbummel und den Besuch einer Kafana. Am späten Abend sind allerdings die Bürgersteige hoch geklappt und unser Freund Kusa bereitet auf dem Gaskocher Palačinke (Pfannkuchen) mit Eurocrem für die komplette Gruppe, und das sollte nicht das letzte Mal auf dieser Tour bleiben.
2. Etappe: Ivanjica – Nova Varoš
65 km und 1.724 Höhenmeter
Auf der zweiten Etappe begleitet uns Petar, ehemaliger jugoslawischer Radprofi und Triathlon-Champion. Zunächst geht es einige Höhenmeter aufwärts bis zum Berg Javor. Schon kurz nach dem Start muss ein eiskalter Bach durchquert werden. Also Schuhe aus, die Räder geschultert und durch. Nach einer weiteren kurzen Tragepassage durch Gestrüpp und über entwurzelte Bäume geht es über Schotterwege durch die Dörfer Kušići und Štitkovo und anschließend zum Fluss Uvac, der dann auf einer beeindruckenden Hängebrücke überquert wird. Ein kurzes Bad im Fluss erfrischt für den anschließenden Anstieg. Einen serbischen Kollegen erwischt es: Kettenriss. Wie aus dem Nichts ist der Werkstatt-Wagen, ein 45 Jahre alter Fiat Geländewagen, an Ort und Stelle. Veljko, Inhaber einer Fahrradwerkstatt und auch bei professionellen Radrennen immer im Einsatz, hat schnell eine neue Kette montiert. Am frühen Abend ist das Etappenziel am Stadtrand von Nova Varoš erreicht. Während einige Teilnehmer in dem mitten in der Natur gelegenen Hotel Panorama mit sozialistischem Siebziger-Jahre-Flair übernachten, bauen andere ihre Zelte auf. Der Abend wird genutzt für Fahrradpflege, Spaziergänge in der Umgebung und Unterhaltungen bei Bier und Wein.
3. Etappe: Nova Varoš – Sjenica - Sopotnica
91 km und 1.946 Höhenmeter
Am dritten Tag geht es erst wieder zurück an den Fluss Uvac, dann entlang der rechten Uferseite des Sees Sjeničko, über die Berghänge des Javor und durch den Ort Kladnica. Kurz vor der Stadt Sjenica erwartet uns der zuständige Tourismus-Chef auf seinem Mountainbike, um uns zu einem spektakulären Aussichtspunkt oberhalb des Uvac-Canyons zu führen. Mehrere Hundert Meter tief hat sich der Uvac in die Felsen gefräst und eine gigantische Landschaft gebildet. Oben kreisen die Gänsegeier, die hier mit 170 Brutpaaren die größte Kolonie des Balkans bilden. Nach einer ausgiebigen Fotopause geht es unter Begleitung eines lokalen Fernsehteams in den Stadtpark der Stadt Sjenica. Der Bürgermeister lässt es sich nicht nehmen, die Biker zu begrüßen und zu einem Imbiss einzuladen, begleitet von den Darbietungen einer Folklore-Gruppe. Nach der Mittagspause geht es weiter, und wie häufig sorgt auch hier ein Polizeifahrzeug dafür, dass unsere große Gruppe ohne Stress durch den Stadtverkehr kommt. Frisch gestärkt nehmen wir den Anstieg zum Jadovnik in Angriff, 600 Höhenmeter in der Nachmittagssonne. Wir werden belohnt durch die Aussicht von dem 1.640 m hohen Jadovnik-Pass. Auf einem anspruchsvollen Single-Trail geht es downhill, vorbei an den Wasserfällen von Sopotnica. Spät erreichen wir die Berghütte Prijepolje, den heutigen Übernachtungsort. Der lange Tag wird durch ein ausgiebiges traditionelles Abendessen mit Lammfleisch, Gemüse, hausgemachtem Ziegen-Joghurt und selbst gebackenem Kuchen gekrönt.
4. Etappe: Sopotnica – Prijepolje – Pljevlja
55 km und 1.097 Höhenmeter
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit vielen hausgemachten Leckereien und dem obligatorischen Slivovic sitzen wir bereits wieder vor 8 Uhr auf den Bikes und starten mit einer langen Abfahrt nach Prijepolje. Die letzten Kilometer begleitet uns wieder ein Polizeifahrzeug bis zum Rathausplatz, wo wir durch einen Vertreter der Stadtverwaltung begrüßt werden. Christoph aus dem deutschen Team muss sich erneut für ein Fernsehinterview zur Verfügung stellen. Wir gönnen uns eine längere Pause, um kleine Einkäufe zu erledigen, einen serbischen Kaffee am Flussufer des Lim zu trinken und uns etwas im Ort umzusehen. Einige nutzen die Gelegenheit, das 5 km entfernte Kloster Mileševa zu besichtigen. Nach dem erneuten Start geht es entlang des Flusses Mileševa, dann es folgt ein langer Anstieg auf den Berg Jabuka. Hier oben erwartet uns erst ein heftiger Gegenwind und dann der Grenzübergang nach Montenegro. Was man bei einer Transalp gar nicht mehr kennt, ist hier wieder Realität: Grenzgebäude, Schranken und eine gründliche aber sehr freundliche Kontrolle. Es dauert eine Zeit, bis 50 Biker abgefertigt sind, und dann geht es weiter über das Dorf Otilovići und entlang eines großen Braunkohle-Tagebaugebietes zu unserem heutigen Etappenziel Pljevlja. Die Zelte werden im Milet-Garden aufgebaut, einem der schönsten Stadtparks von Montenegro.
5. Etappe: Pljevlja - Đurđevića Tara - Žabljak
64 km und 1.872 Höhenmeter
Am fünften Tag verlassen wir früh die Stadt Plejvlja. Kurzes warmfahren, und dann geht es 650 Höhenmeter aufwärts und wir passieren die Dörfer Kruševo und Glibaći. Nach 25 km beginnt die über 10 km lange Abfahrt zu der berühmten Đurđevića Tara Brücke. Die Tara-Schlucht ist der tiefste Canyon Europas und gilt als einer der schönsten der Welt. Bevor wir den Weg über die 365 Meter lange Brücke fortsetzen, biegen wir ab auf den Platz eines Adventure-Veranstalters. Hier man kann an einem Drahtseil über die Tara-Schlucht gleiten oder Rafting-Touren buchen. Wir bevorzugen eine ausgiebige Mittagspause und werden aus einem Geländewagen heraus mit riesigen Sandwiches und Kaltgetränken versorgt. Nach den obligatorischen Fotos auf der Brücke beginnt der zähe Aufstieg nach Žabljak . Die letzten Kilometer bis zum Campingplatz Žabljak fahren wir im Regen, immerhin haben wir den großen Anstieg bereits hinter uns. Als die Zelte aufgebaut werden, kommt dann auch wieder die Sonne heraus. Für diejenigen, die nicht zelten, gibt es auf dem Campingplatz neu errichtete Unterkünfte in einfachen Doppelzimmern mit eigenem Bad. Der Abend wird gekrönt mit einem herzhaften Rindergulasch, der von der Chefin des Campingplatzes auf einem Holzofen in einer urigen Hütte zubereitet wird. Einige sind nach dem Essen noch fit genug, um mit dem Bike die 2 Kilometer in den Ort zu fahren; hier laden zahlreiche gemütliche Kneipen zum leckeren montenegrinischen Bier vom Fass ein.
6. und letzte Etappe: Žabljak - Plužine / Pivsko jezero
66 km und 1.361 Höhenmeter
Der Tag startet mit einem deftigen Frühstück mit Joghurt, Brot, Käse und riesengroßen Omletts, von der Chefin des Campingplatzes auf dem Holzofen zubereitet. Noch vor dem eigentlichen Etappenstart fährt eine kleine Gruppe zum Crno jezero (schwarzer See), dem größten und schönsten Gletschersee in Montenegro. Was als schnelle Rundtour um den See geplant war, entpuppt sich zum Teil als anspruchsvoller Trail, bei dem auch mal geschoben werden muss. Eindrucksvoll schiebt sich der Frühnebel über den in einem Naturpark gelegenen See. Zurück in Žabljak treffen wir auf die restlichen Teilnehmer, die schon ungeduldig warten. Auf den ersten 10 Kilometern geht es über die Dörfer Mala Crna Gora (Klein Montenegro) und Trsa vorbei am Sušićkog See bis auf eine Höhe von 1.940 Metern am Großen Stuoc. Es folgt eine atemberaubende 15 Kilometer und 750 Höhenmeter lange Abfahrt in einer zauberhaften Bergkulisse, bei der viele zum Teil stockdunkle Tunnel durchfahren werden. Zwischen km 25 und km 35 geht es wieder 400 Höhenmeter bergauf, bevor wir nochmal von 1.600 Meter auf 700 Meter runterrauschen können. Wir unterbrechen die Abfahrt immer wieder, um den Ausblick auf den Pivo-Canyon und die umliegende atemberaubende Landschaft zu genießen. Am Nachmittag erreichen wir nach 6 anspruchsvollen Tagen das Ziel des MTB Čiker Marathon, die Stadt Plužine am Pivsko jezero (Piva See), wo wir mit traditioneller Musik und Tanzdarbietungen begrüßt werden. Nach einem erfrischenden hladno pivo (kaltes Bier) beziehen wir Quartier im staatlichen Hotel Piva mit Siebziger-Jahre-Charme oder schlagen unsere Zelte auf der Wiese direkt neben dem Hotel auf. Natürlich darf auch das obligatorische Bad im eiskalten Piva See nicht fehlen. Am Abend steigt auf Einladung des Tourismusverbandes Plužine eine große Finisher-Party. Schnell wird auch das deutsche Team in die traditionellen Tänze eingebunden und es wird ein langer und schöner Ausklang.
Rückfahrt nach Kraljevo
Am nächsten Morgen werden die Mountainbikes sorgfältig im LKW und in den Gepäckräumen des Reisebusses verladen. Unser Freund Bratislav aus Kragujevaz, mit 65 Jahren der zweitälteste Teilnehmer des Marathons, hat es allerdings vorgezogen, den Rückweg auf dem Mountainbike zurück zu legen. Er startet morgens um 5 Uhr und ist nach 330 km um 22 Uhr zu Hause. Respekt. Für uns geht es zurück über Durmitor und Visegrad zum Grenzübergang Kotroman. Die Grenzkontrollen nehmen eine gute Stunde in Anspruch, obwohl der MTB-Club vollständige Listen der Teilnehmer und der mitgeführten Fahrrädern einschließlich deren Rahmennummern vorbereitet hatte. Weiter geht es durch Zlatibor, Uzice und Cacak zum Ausgangspunkt Kraljevo. Am späten Nachmittag, es sind noch etwa 50 km bis Kraljevo, hat unser Bus unseren Freund Bratislav eingeholt. Wir stehen alle am Fenster und applaudieren und der Busfahrer zeigt, was seine Busfanfare so drauf hat. Bratislav strahlt und dokumentiert die Szene mit seiner Helmkamera. Abends kommten wir wohlbehalten in Kraljevo an. Stark beeindruckt von 6 Tagen Bike-Erlebnis, vielen landschaftlichen Highlights und einem Super-Team verabschieden wir uns untereinander, verbunden mit einem großen „hvala lepo“ an die Organisatoren.
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Mit dem Flugzeug nach Belgrad. Vom Flughafen werdet Ihr mit Euren bikes direkt zum Startort Kraljevo gebracht. Nach der Tour bringt Euch der Bike-Shuttle zum Flughafen Podgorica, der Hauptstadt Montenegros. Von dort Rückflug.
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