Ende und Anfang der Welt? Vielleicht steht beides für diese Wanderung am Rande des Inlandeises im Westen Grönlands. Eine menschenleere Urlandschaft, mächtige Eismassen immer im Blick, klare Seen mit exzellenter Trinkwasserqualität, ein weiter Horizont in der kargen, baumlosen Landschaft. Wir laufen auf einem Gestein, das bis zu 4,5 Milliarden Jahre alt ist, gewissermaßen zurück zu den Anfängen der Erdgeschichte.
Rund zehn Kilometer sind wir unterwegs. Nur zehn Kilometer? Das Gebiet ist weglos. Und der Rucksack ist bei einer Trekkingtour meist schwer. Das alles ist ganz anders als in unserem gewohnten Mitteleuropa. Lassen Sie sich Zeit! Und lassen Sie sich im Rahmen unseres ungewöhnlichen Urlaubstipps entführen in ein riesiges Gebiet, in dem konzentriert auf wenige Küstenorte nur rund 56000 Menschen wohnen – nach der Antarktis die geringste Bevölkerungsdichte der Welt.
Grönland ist ein riesiges Land, 2,165 Millionen Quadratkilometer, mehr als sechsmal so groß wie Deutschland (Deutschland umfasst 357000 Quadratkilometer). Nur 19 Prozent von Grönland sind eisfrei, das gewaltige, bis zu 3400 Meter dicke Inlandeis ist immer präsent, die „Insel“ (was für ein Name bei dieser Größe) ist gewissermaßen umflutet von Eisbergen. Im Westen (Ausgangspunkt ist der internationale Flughafen Kangerlussuaq) knapp nördlich des Polarkreises finden Trekker ein landschaftlich faszinierendes, wegloses, einsames Terrain zwischen Meer und Inlandeis, in dem Touren über mehrere Wochen möglich sind. Form und Ausrüstung sollten dabei erstklassig sein. Relativ bekannt ist der sogenannte Arctic Circle Trail. Rund 170 Kilometer sind zwischen Kangerlussuaq und der Küstenstadt Sisimiut zu laufen. Es gibt unterwegs verschiedene einfache Hütten und man wird gelegentlich anderen Wanderern begegnen.
Wer es noch einsamer mag, sollte das Gebiet Ammalortup Nunaa südöstlich von Kangerlussuaq wählen. Oder das Gebiet im Bereich der Seen Aajuitsup Tasia/Isunngua. Südlich davon führt eine holprige, mit Geländefahrzeugen befahrbare Schotterpiste bis zum Inlandeis (hier ist ein Aufstieg auf das Eis möglich). Nur wenig nördlich der Schotterpiste ist man in der Regel in völliger Einsamkeit unterwegs.
Die Wanderung, die wir empfehlen, ist gut zehn Kilometer lang und führt durch wegloses Gebiet. Sie kann in eine mehrwöchige Trekkingtour eingebaut werden (wie vom Verfasser dieser Zeilen geschehen). Der Ausgangspunkt an einem kleinen See ist aber auch mit Geländebussen (Fahrten ab Kangerlussuaq möglich) erreichbar. Bei der Wanderung schwenken wir um unseren kleinen See herum und halten uns zunächst am Ostufer des großen Sees Isunngua nordwärts. Dann führt unsere Wanderung weglos nordostwärts auf eine 507 Meter hohe Bergkuppe hinauf. Grandiose Blicke auf das Inlandeis gibt es schon hier, noch besser wird es, wenn wir uns weiter nach Nordosten zum „Eisrandssee“ halten. Hier bricht das gewaltige Eis buchstäblich ins Wasser hinunter. Auf gleichem Weg kurz zurück und dann nach Südosten auf eine 517 Meter hohe Anhöhe hinauf. Von dort schließlich weglos nach Südwesten und zurück zum Ausgangspunkt.
Bei der Orientierung ist bisweilen durchaus Konzentration erforderlich. Beim Gehen mit Kompass ist die Missweisung zwischen geografischem und magnetischem Nordpol zu beachten. GPS-Geräte können eine Hilfe sein. Aber das digitale Kartenmaterial für Grönland ist bis heute äußert mäßig – wie auch der Blick auf das hier hinterlegte Karten- und Bildmaterial zeigt. Nicht schlecht ist die offizielle 1:100000er-Wanderkarte, die in der Regel (man verlasse sich in Grönland darauf aber nicht) am Flughafen erhältlich ist. Aber einem Vergleich mit dem bekannten europäischen Standard bei Wanderkarten hält sie nicht einmal entfernt stand. Mit Vorsicht zu genießen sind die eingetragenen Höhenlinien.
Eisbären? Keine Angst. Die gibt es hier nicht, sondern an der Ostküste. Moschusochsen? Man sieht sie desöfteren. Sie sind in der Regel harmlos, aber man sollte sie nicht reizen, sondern ihnen aus dem Weg gehen. Und man sollte ihnen einen Fluchtweg berauf lassen.
Noch ein Tipp zum Schluss: Denken Sie vor allem im Juni und Juli an ausreichenden Schutz gegen Moskitos. Anti-Mückenmittel sollten Sie am besten von Zuhause mitbringen. Denn es ist (das ist leider wirklich so) keineswegs gesichert, dass Sie ausreichenden Mückenschutz in Kangerlussuaq bekommen. Ein guter Tipp ist der Souvenirshop am Flughafen, wo das gute schwedische „Djungelolja“ angeboten wird. Wenn es diese Mittel gibt – zugreifen. Denn wenn Waren vergriffen sind, lassen Nachlieferungen hier oft lange auf sich warten.
Tour gallery
Tour map and elevation profile
Minimum height 306 m
Maximum height 517 m
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Mit dem Flugzeug über Kopenhagen zum grönländischen Flughafen Kangerlussuaq. Dann entweder relativ direkt auf der holprigen Schotterpiste nach Osten Richtung Inladeis. Lohnender ist eine Trekkingtour im Bereich der Seen Aajuitsup Tasia/Isunngua, in die sich die vorgeschlagene Wanderung einbauen lässt.
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