„La Marmotte“ (französisch Murmeltier): Hinter dem putzigen Namen verbirgt sich einer der großen Radklassiker in den französischen Alpen östlich von Grenoble. Die Gegend ist vor allem durch die Tour de France (hier befinden sich mit Alpe-d’Huez und Les Deux Alps zwei berühmte Bergankünfte und mit dem Col du Galibier, 2646 Meter, das "Dach" der Tour) vielen bekannt. Neben der Tour finden hier insbesondere im Früh- und Hochsommer zahlreiche Amateurrennen (auch das Rennen "La Marmotte") statt. Entsprechend groß ist die Zahl der Menschen, die einem in dieser Gegend mit dem Rennrad begegnen. Als „La Marmotte“ wird über das Rennen hinaus häufig die Strecke, die von Le Bourg-d’Oisans über die Pässe Col de la Croix de Fer (2067 Meter), wahlweise oder zusätzlich über den Col du Glandon (1924 Meter), Col du Télégraphe (1566 Meter), Galibier (2646 Meter, 1911 der erste bei einer Tour de France überquerte Alpenpass) und Lautaret (2058 Meter) bezeichnet. „La Marmotte“ wird im oder gegen den Uhrzeigersinn und in mehreren Varianten gefahren.
Im Frühjahr 2015 sorgten ein Bergsturz/Tunnelsperrung am Lac du Chambon für anhaltende Probleme. Durch den Sturz war die Straße Grenoble-Briancon mit dem Col du Lautaret zuletzt monatelang blockiert. „La Marmotte“ konnte/kann daher nicht so gefahren werden wie gewohnt. Mit Begleitfahrzeug, das einen zurück zum Ausgangspunkt im Bereich von Le Bourg-d’Oisans brachte – Quartier Chalet L’Epichat an der Straße nach La Bérarde - war aber auch eine rund 130 Kilometer lange Lineartour aus Richtung Le Bourg-d’Oisans in Richtung Endpunkt Col du Galibier (ohne nennenswerten Höhenmeterverlust verglichen mit der klassischen vollendeten Runde über den Col du Lautaret zurück nach Le-Bourg d’Oisans) eine lohnende Möglichkeit.
Wer in dieser Gegend unterwegs ist (der Autor dieser Zeilen am 30. Juni 2015), fährt fast permanent im Menschen- und Radlerstrom. Zu empfehlen ist daher (auch wegen der mitunter großen Hitze im Sommer) ein sehr früher Aufbruch nach Sonnenaufgang. Dann hat man die erste Passhöhe meist noch ganz allein für sich.
Die Region scheint regelrecht ein permanentes Radrennen geworden zu sein. Anders war das noch am 18. September 1993, als dem Autor dieser Zeilen auf nahezu derselben Strecke ein einziger Rennradler begegnete. Wann die Verbindung über den Lautaret wieder frei ist, war zuletzt (Stand Sommer 2015) noch offen. Vorübergehend gesperrt war im Sommer 2015 auch die Ostab-/-auffahrt des Col de la Croix de Fer. So führt die hier vorgeschlagene Runde nach einem Abstecher auf den Croix de Fer (2067 Meter) über den Col du Glandon (1924 Meter, lohnend wegen des Montblanc-Blicks) Richtung Col du Galibier.
Verkehrsmäßig eher unangenehm und stark befahren ist die Passage nach Südosten Richtung Galibier, zunächst an den Fuß des Col du Télégraphe (1566 Meter). Für diesen Durchhänger wird man auf den Pässen aber mit fantastischen Bergblicken entschädigt. Beispielsweise La Meije (3983 Meter, sie gilt als schwierigster großer Berg der Alpen) vom Col de la Croix de Fer sowie La Meije und Barre des Écrins (4102 Meter, südlichster Viertausender der Alpen) vom Col du Galibier.
Auch im „Radlerstrom“ bleibt die Runde von Le Bourg-d’Oisans über den Galibier ein Klassiker. Die GPS-Systeme geben verschiedene Höhenmeterzahlen an. Bei der hier vorgeschlagenen Runde dürften rund 3950 Höhenmeter realistisch sein. Wer die Sache noch steigern möchte: Alpe-d’Huez (1860 Meter), Les Deux-Alpes (1650 Meter), der dem Col de la Croix de Fer benachbarte Col du Mollard (1638 Meter) und die Straße nach La Bérarde (1713 Meter) bieten weitere Möglichkeiten. In Alpe-d’Huez und Les Deux Alpes müssen wir aber mit unzähligen Radlern rechnen.
Vor allem in Alpe-d’Huez umfasst uns jedoch gewissermaßen der Mantel der Radsportgeschichte. Der Ort war 1952 erstmals Bergankunft bei der Tour de France. Es siegte der legendäre italienische Radprofi Fausto Coppi. Lohnend ist der Abstecher zum ruhigen Col de Sarenne (1999 Meter) östlich von Alpe-d‘Huez.
Die engen Straßen über den Col du Mollard und nach La Bérarde halten wegen des teilweise starken Autoverkehrs für Radler auch den einen oder anderen heiklen Moment bereit. Aber das „Klassikergefühl“ wird wohl so manchen über all das hinwegsehen lassen.
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