Rund um das Apfeldorf
In Wehrheim ist es ruhig, vielleicht ist das der Grund, dass hier der Hersteller eines über die Landesgrenzen hinaus bekannten Produktes zu Hause ist. Seit 1991 ist die Firma Ohropax in Wehrheim im Taunus ansässig. Wehrheim ist eine ländlich geprägte Gemeinde. Sie liegt im Ballungsraum Rhein-Main rund 20 km von Frankfurt entfernt. Die Gemeinde ist auch bekannt als das "Apfeldorf" - kein Wunder bei den vielen Streuobstwiesen um Wehrheim. Im September, wenn die Äpfel reif sind, hat der Bürgermeister seinen großen Auftritt - die Apfelbäume werden an den Meistbietenden zum Abernten versteigert.
Unsere Wanderung rund um Wehrheim beginnen wir am Wehrheimer Schwimmbad. Es gibt einen großen Parkplatz, den Wanderer, die mit dem Pkw anreisen, vortrefflich nutzen können. Unweit des Parkplatzes gibt es das erste Wanderzeichen, an dem wir uns orientieren: ein blauer Vogel. Man folgt dem Weg an einer Informationstafel rechts am Waldrand entlang, bis zum Parkplatz „Schlink“. Ein brauner Hase als Wanderzeichen nimmt den Wanderer in seine Obhut. Der Pfad schlängelt durch einen Mischwald mit einem angenehmen weichen Laubboden. Es folgt ein breiter Forstweg mit dem roten Querstrich als Markierung. Auf dem Forstweg geht es rechts bis in die Ortsmitte von Pfaffenwiesbach.
Der Namensgeber von Pfaffenwiesbach ist der Wiesbach, ein aus mehreren Quellenarmen entspringender Wasserlauf. Das Bachrecht in Pfaffenwiesbach ist eine besondere Auszeichnung, Sie wird an verdiente Einwohner verliehen die mindestens zehn Jahre im Ort leben. Der Wiesbach fließt weiter nach Kransberg zum nächsten Etappenziel der Wanderung. In der Ortsmitte von Pfaffenwiesbach spazieren wir die Kapersburgstraße entlang, bis zum Wanderhinweis: Eselsweg. Hier orientieren wir uns am Wanderzeichen blauer Schmetterling, zu dem sich noch ein grüner Querstrich gesellt. Der Weg schlängelt sich durch einen Mischwald, bis zu einer geteerten Straße. Auf Ihr erreichen wir Kransberg.
Dem grünen Querstrich folgen wir durch Kransberg und erreichen auf einem Felsen liegend das Schloss hoch über dem kleinen Dorf. Erbaut hat die Feste zwischen 1220 und 1250 Herman zu Kransberg, Graf zu Friedberg. Sein Wappen ziert ein Kranich, der Namensgeber von Kransberg. Als Rastplatz bieten sich die Bänke vor der Schlosskapelle an. Mit etwas Glück erfährt der Wanderer von einem Ortsansässigen etwas zu der Geschichte von Schloss Kransberg. Falls nicht, geben einige Informationstafeln einen Überblick über den geschichsträchtigen Ort.
Bei Schloss Kransberg steigen wir ohne Zeichen an einem kleinen Pfad gegenüber dem Schlosseingang parallel zur Straße noch mal in den Ort hinab. An einem Sportplatz vorbei geradeaus und queren die Hauptstraße, die in den Mühlweg einmündet. Wir folgen nach links einem ansteigenden Weg mit dem Wanderzeichen schwarzes T, der uns auf die gegenüberliegende Seite Kransberg leitet. Wir orientieren uns weiter am Schwarzen T, welches uns durch einen Mischwald zu einem Pavillon führt. Von diesem Aussichtspunkt aus gibt es einen großartigen Blick auf Schloss Kransberg und die umgebende Landschaft. Vom Pavillon aus schlängelt sich das schwarze T weiter durch den Wald und stößt bald auf die Hardtstraße in einem Ortsteil von Kransberg. Das schwarze T durchquert die Straße "am Wingert" bis aufs freie Feld an einem Waldrand entlang. Dort öffnet sich ein Panorama mit einem herrlichen Blick über den Hintertaunus und die Wetterau. Achtung!, kurz vor der Straße nach Friedrichsthal geht es auf einem bewachsen Feldweg – jetzt ohne Zeichen – nach links in das im Tal liegenden Friedrichsthal. Dabei verlässt der Wanderer das schwarze T. Wer die Verbindungstrasse zwischen Pfaffenwiesbach und Friedrichsthal erreicht, ist zu weit gegangen.
Friedrichsthal liegt abgeschieden im Holzbachtal. Nur eine einspurige Straße verbindet den Ort mit Pfaffenwiesbach. Friedrichsthal ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Wehrheim. Am Ortseingang stoßen wir auf den roten Querstrich, mit dem wir auf dem Hainerweg den Ort durchqueren. Nach einer weiteren Möglichkeit zu rasten übernimmt von links kommend das Zeichen „schwarzes Dreieck“ die Wegführung. Mit ihm laufen wir durch einen Mischwald, bis sich die Wege kreuzen. Hier verlassen wir das schwarze Dreieck, das nach rechts führt, und halten uns links. Dem markierten Weg folgen wir, bis wir den Gaulskopf erreicht haben.
Hier steht die Rekonstruktion eines römischen Wachturms. Das Fundament ist kräftig ausgeführt und mit Strebepfeilern versehen, was wie man an seiner Rekonstruktion sieht, auf eine beträchtliche Höhe des Turmes schließen lässt. Wahrscheinlich war seine Funktion ein Signalturm. Es bestand Sichtverbindung mit dem Limes -Turm auf dem Johannesberg in Bad Nauheim. Von dem Turm hat der Wanderer einen herrlichen Rundblick auf die Wetterau und den Vogelsberg. Nach einer Pause, die sich hier anbietet, laufen wir mit dem Zeichen schwarzer Turm auf verschlungenen Pfaden über den Limes bis zur Kapersburg einem Teil des obergermanischen Limes in Hessen.
Das Welterbe-Komitee der UNESCO hat die Aufnahme des obergermanisch-rätischen Limes als Teil des neuen Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ in die Liste der Welterbestätten beschlossen. Ein geschichtsträchtiger Ort, auf dem der Wanderer läuft. Nach vielen auf und ab' s auf dem verschlungenen Pfad erreichen wir die Kapersburg.
Das Kastell Kapersburg ist hervorragend erhalten. Die Umwehrung ist komplett sichtbar. Auf der West- und Ostseite sind die Umfassungsmauer und die Tore konserviert. Der antike Name der Kapersburg ist nicht bekannt. Im 18. und 19. Jahrhundert dienten die Ruinen als Steinbruch für das nahe Pfaffenwiesbach, zum Ausbau von Schulen und Kirchen. Das Kastell ist Ende des ersten Jahrhunderts von Kaiser Trajan aus Holz angelegt und Jahrzehnte später durch einen vergrößerten Steinbau ersetzt worden. Die Besatzung bestand aus einem Numerus (das waren 150 Mann) von einheimischen Hilfstruppen. Die Kapersburg ist ein Numeruskastell.
Wir verlassen die Kapersburg mit dem Zeichen des Limeswanderwegs: "schwarzer Turm". Was folgt ist eine Art Limes der Neuzeit. Der Zaun eines ehemaligen amerikanischen Munitionslagers, das seit 1997 die Bundeswehr betreibt, begleitet uns einen Kilometer. Am Ende des Zauns kreuzen wir den Limesradweg und erreichen den Haubergsgrund. Durch das artenreiche Tal des Wiesbaches in der Nähe von Pfaffenwiesbach wandern wir ohne Zeichen. Es geht ein Stück geradeaus und dort, wo der Weg sich gabelt, halb rechts. Auf dem folgenden Weg bleiben wir bis zur nächsten Weggabelung. Hier nehmen wir den rechten Weg leicht bergauf und laufen ihn entlang, bis wieder die Markierung blauer Vogel übernimmt. Sie führt uns zurück zum Wehrheimer Schwimmbad. In der Gaststätte des Schwimmbads können wir die Wanderung bei einem Wehrheimer Apfelwein und einer deftigen Mahlzeit ausklingen lassen. Und noch ein extra Tipp vom Wanderführer. Wer die Wanderung an einem heißen Sommertag durchführt und die Badetextilen nicht vergessen hat, dem bietet das Wehrheimer Schwimmbad einen herrlichen, krönenden Abschluss im kältesten Wasser des Taunus.
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