Diese Strecke erfordert eine sehr gute Kondition und Stehvermögen auf dem Rad. Der erste Teil in Bayern und in der Schweiz ist auch für durchschnittlich trainierte gut zu bewältigen. Die Etappen habe ich in dem Bereich von 75-90km mit 300-1000Hm geplant. Das läßt sich gut an einem Tag fahren und es bleibt auch noch viel Zeit für Sehenswürdigkeiten bzw Baden in den zahlreichen Seen, die entlang des Weges liegen. Der zweite Teil in Frankreich ist dann schon deutlich anspruchsvoller. Die Etappen sind mit bis zu 100km nur unwesentlich länger, dafür sind wesentlich mehr Höhenmeter zu bewältigen (1500-2500) - und das 5 Tage hintereinander.
Insgesamt sind wir auf den über 1300km an 15 Seen vorbeigefahren, von denen wir jeden Tag in zumindest einem gebadet haben, sowie 11 ordentliche Alpenpässe in Frankreich unter die Räder genommen haben. Dazu kommen noch 2-3 kleinere in der Schweiz sowie der eine oder andere Hügel in Bayern.
Bis auf einen Anstieg in Appenzell lassen sich alle Pässe sehr flüssig fahren und sind selten (nie?) steiler als 9%. Telegraphe & Galibier, Izoard, Bonette, Madeleine alle sind sehr schön zu fahren. Von allen Pässen blieb mir der Col de Vars als einziger negativ in Erinnerung. Er war (gefühlt?) der steilste & unrythmischste von allen, mit dem mit Abstand meisten (Motorrad)Verkehr.
Landschaftlich punkten die Col de la Madeleine, Galibier und Bonette. Die schönste Abfahrt habe ich die vom Izoard in Erinnerung, die durch ein tolles Tal mit einem sehr schönen Fluß geht.
Die technischen Schwierigkeiten halten sich - bedingt durch das Befahren von Radwegen und Strassen - im Rahmen. Wir sind die Tour mit Rennrädern gefahren; die paar Schotterabschnitte sind leichter Gravel und stellen für Rennradreifen ab 25mm keine Probleme dar. Bei Immenstadt mussten wir auf einen sehr schlechten Forstweg ausweichen, weil unsere ursprünglich geplante Route wegen eines Triathlons gesperrt war. So haben wir ein Handlingtraining eingelegt, da wir keine Lust hatten einen Teil des Wegen zurückzufahren und auf der Hauptstrasse um Immenstadt herumzukommen.
Einen Pausetag haben wir in Chamonix eingelegt, sowie eine sehr kurze und flache Etappe am Genfer See von Lausanne nach Montreux geplant, um Zeit fürs Olympische Museum zu haben bzw in einen Canyon zu steigen.
Erwachsene Rennradler mit guter Kondition können den bayerischen und schweizer Teil deutlich schneler durchfahren, wenn sie den Fokus aufs fahren legen. Wir haben für München - Montreux 10 Tage gebraucht, die Strecke läßt sich aber gut in 7-8 Tagen bewältigen, so daß auch noch Zeit für Anderes als Fahren bleibt. Der französische Teil ist bereits wie hier geplant recht anspruchsvoll und läßt sich nicht wesentlich besser planen, außer man nimmt täglich noch einen weiteren Pass dazu, was die Höhenmeter dann schon in Richtung 3000 verschiebt.
Am Ziel angekommen, kann man dann noch ein paar wunderschöne Touren fahren, die Alpes Maritimes sind ein Rennrad-Eldorado. Wenn man nicht am Strand liegen möchte, wir einem bestimmt nicht langweilig.
Ich habe den Track leicht bearbeitet, Verfahrer, Unterkuenfte, Supermarktaufenthalte, etc. habe ich (so gut es ging) entfernt.
Etappen:
1. München - Kochel am See: 75km, 470Hm; einfache Etappe zum Einfahren, wäre da nicht eine Baustelle im Perlacher Forst, durch die wir zu einer Tragepassage und Schotterweg kamen, die/der so nicht beabsichtigt war. Ab Grünwald bis Wolfratshausen folgten wir dem Isarradweg, danach der Loisach bis Kochel am See folgen. Der Kochelsee ist als Badesee nicht zu empfehlen, zu kalt ist das Wasser (17-18°C).
2. Kochel am See - Füssen: 83km, 890Hm; Auf den Spuren des Bodensee-Königssee-Radwegs, nur in umgekehrter Richtung. Vorbei an der Wieskirche (UNESCO Weltkulturerbe) sowie ein Abstecher zum den Königsschlössern und ein Bad im Alpsee durften nicht fehlen. Alpsee rockt! meinten unsere Kinder, da die Wassertemperatur mit 22-23°C deutlich freundlicher war als im eiskalten Kochelsee.
3. Füssen - Lindau: 95km, 1120Hm; Lange Etappe mit den bisher meisten Höhenmetern. Einige davon hat uns die neue Route in Immenstadt besorgt, dafür haben wir gleich 2x heute gebadet. Einmal im Großen Alpsee bei Immenstadt und dann natürlich im Bodensee in Lindau. Auf dem letzten Abschnitt gab es dann noch einen kurzen Abstecher ins österreichische Vorarlberg, das im Süden von Bayern nach Bayern hineinragt und die Nebestraße, die wir aus Scheidegg nach Lindau genommen haben eben Österreich passiert.
4. Lindau - St. Gallen über Liechtenstein: 93km, 800Hm; Ja, das musste sein, denn wenn wir schon einen Zwergenstaat als Ziel haben, dann sollten wir einen anderen Zwergenstaat der (fast) auf dem Weg liegt, nicht ausser Acht lassen. So sind wir aus Lindau auf dem Rheinradweg einen Umweg nach Liechtenstein gefahren, um dann übers Appenzeller Land nach St. Gallen zu kommen. Da wir beide Ufer des Rheins befahren haben, ist die klare Empfehlung auf der österreichischen Seite zu fahren, da in der Schweiz auf der einen Seite der Rhein und auf der anderen Seite die Autobahn ist. Nicht sonderlich schön, bietet die österreichische Seite doch eine schönere Umgeburg, Rastplätze und sogar Bademöglichkeiten.
5. St. Gallen - Zürich: 100km, 1100Hm; Eine zweigeteilte Tour. Der Anfang ist recht wellig/mittelgebirgig, der zweite Teil am Zürichsee flach. Das Flachstück entlang des Südufers ist - milde gesagt - recht langweilig und man sieht nicht allzuviel vom See. Bebaut, viel Verkehr, etc. Könnte man durchaus auch mit dem Zug zurücklegen.
6. Zürich - Luzern: 58km, 360Hm; Wer heute nicht baden geht, dem ist nur schwer zu helfen. Start am Zürichsee, in der Etappenmitte wartet der Zugersee und am Ende der Vierwaldstättersee. Mehr Bademöglichkeiten gibt es nur selten.
7. Luzern - Burgdorf: 70km, 760Hm; Aus Luzern entlang der Reuss ins Emmental und zur Übernachtung hoch zur Burg. So läßt sich die Etappe heute beschreiben. Keine besonderen Highlights, eher eine unauffällige Überführungsetappe.
8. Burgdorf - Avenches über Bern: 60km, 570Hm; Highlights - Berner Innenstadt, Murtensee (Baden!) und Amphitheater in Burgdorf. Übergang aus der deutschen in die französische Schweiz.
9. Avenches - Lausanne: 75km, 560Hm; Lac du Neuchatel/Neuenburgersee (und wieder eine Bademöglichkeit), Estavayer le Lac (schöne mitteralterliche Stadtmauer) und Lausanne (wieder Baden! im Genfer See).
10. Lausanne - Montreux: 40km, 300Hm; 40km inkl. einer kleinen Stadtrundfahrt und Besuchs im Olympischen Museum - das ist das Highlight in Lausanne und SEHR empfehlenswert. Die Strecke verläuft entlang des Genfer Sees und bietet wunderschöne Ausblicke auf die immer näher kommenden französischen Alpen und den Mt. Blanc. In Montreux Freddie Mercury die Ehre erweisen und das Schloss Chillon besuchen. Dafür reicht der Tag, da die Etappe sehr kurz ist - und wieder einmal - baden im Genfer See nicht vergessen! :-)
11. Montreux - Argentiere / Chamonix: 78km, 1600Hm; Heute verlassen wir die Schweiz , in der wir durch insgesamt 11 Kantone gefahren sind und einen großen Teil der deutschen sowie der französischen Schweiz kennengelernt haben. Aus Montreux raus sind die ersten 45km recht einfacht, geht es die meiste Zeit flach entlang der Eisenbahn in Richtung Martigny. Dann kommt der erste richtige Anstieg der Tour zum Col de la Forclaz (1527m). Nach einer kurzen Abfahrt zur Grenze nach Frankreich, geht es wieder hoch zum Col des Montets (1461m). Am Forclaz hat man immer einen guten Überblick darüber wo man sich befindet, da bei jedem km ein Meilenstein mit diversen Angaben steht. Am Montets fehlt die Orientierung und obwohl der Anstieg kürzer und niedriger ist als der Forclaz, zieht er sich gefühlt länger hin, da ein längeres flacheres Stück drin ist, bei dem man das Gefühl hat, dass es nie endet. Auf dem Pass gibt es ein sehr kleines schönes Informationszentrum über die Fauna und Flora des Nationalparks, welches man kostenlos besuchen kann. Die Abfahrt nach Argentiere ist dann eine Wohltat, nach den 2 Pässen.
12. Argentiere - Albertville: 105km, 1580Hm; Die Doppelpasstage gehen weiter. Zuerst ein langer Anlauf um aus Argentiere über Chamonix aus dem Tal nach Sallanches hinauszukommen, wo sich die Strasse wieder nach oben richtet. Der erste Anstieg nach Megeve wenn auch nicht sehr hoch (~1100m) ist er schon TdF erfahren. Davon zeugt die Dekoration am Ortseingang. Weiter geht es dann in Richtung Col de Saisies (1650m) bevor die letzten 35km bergab nach Alberville führen. Nach diesen 2 Tagen sollten die Bergbeine aufgewärmt und für weitere harte Arbeit bereits sein.
13. Albertville - Saint Michel de Maurienne: 97km, 2380Hm; Ab hier wird es spannend. Nicht nur wegen der kommenden langen und hohen Anstiege, sondern auch wegen der Landschaft. Mit dem Col de la Madeleine passieren wir den ersten (knapp) 2000-er Pass und haben einen traumhaften Rundblick auf die französischen Alpen. Bei gutem Wetter kann man den Mt. Blanc sehen, sowie viele andere wunderschöne Berge. Auch wenn es viel und harte Arbeit erfordert hier hoch zu kommen, zahlt es sich aus. Die Strasse ist in einem sehr guten Zustand, es fahren kaum Autos und der Ausblick ist phantastisch. hinunter geht es dann an einem Skizentrum vorbei, in dem im Sommer eine Sommerrodelbahn in Betrieb ist, was die Kinder sehr gefreut hat. Die Abfahrt ist recht schnell erledigt und dann folgt ein eher langweiliger Teil entlang der Hauptstrasse. Alternative wäre bei Montailler abzuzweigen und dann über den Berg nach Montvernier zu fahren, womit man sich allerdings die Freude nimmt, die Lacets zu fahren. Deswegen bleiben wir bei der langweiligeren Variante, fahren ganz ins Tal ab, um dann bei Pontamafrey nach Montvernier zu fahren. Die Lacets (Schnürsenkel) sind eine lustige Angelegenheit - auf 3,3km werden in 18(!) Spitzkehren 254Hm gefahren. Der Rest des Weges ist nicht weiter erwähnenswert, bringt aber einen näher zur Legende der TdF.
14. Saint Michel de Maurienne - Briancon: 71km, 2100Hm; Heute stehen keine langen Anreisen, Überführungen oder sonstwas an, sondern es geht hier gleich zur Sache: direkt aus dem Ort geht es hoch, zum ersten Pass des Tages Col du Telegraphe (1566m). Was soll man da sagen - dafür sind wir doch alle hierher gekommen! Also auf geht's hoch und hoch und hoch. Nach dem Telegraphe gibt es eine kurze Pause, wir verlieren etwa 100Hm und dann geht die Kletterei weiter bis auf 2642m des Col du Galiber. Ja, es ist lang (insgesamt 37km), ja es ist anstrengend, aber die Strecke läßt sich schön flüssig fahren, der Asphalt ist sehr gut, wenig Verkehr und wenn man gutes Wetter hat, genießt man den Blick auf die herrliche Natur. Da auch noch 2 weitere sehr schöne Tage anstehen und wir bereits 2 Toptage hatten, ist es unmöglich eine Reihenfolge in dieser "Best-of-Liste" zu machen. Auf der Abfahrt passieren wir noch den Col du Lautaret (2058m) bevor wir in Briancon ankommen. Die höchsgelegen Stadt Frankreichs bietet im Süden ein weiteres Leckerbissen...
15. Briancon - Jausiers/Barcelonette: 100km, 2480Hm; Doppelpasstag Nr. 5 (ich zähle die Lacets zu den Pässen) und wieder wird eine TdF-Legende unter die Räder genommen - Col d'Izoard (2360m). Es gibt dazu nicht viel zu sagen - aus Briancon gleich nach oben, sehr sehr schön und gut zu fahren, wenig Verkehr, wunderschöne Abfahrt. Herz was willst du mehr. Nach dem frühen Highlight fällt der Col de Vars (2109m) ziemlich ab. Er ist steiler, nicht so schön flüssig zu fahren und zumindest wir hatten sehr viel Motorradverkehr. Dieser Pass fiel gegenüber allen anderen als der "negativste" bzw unbeliebteste auf. Vielleicht waren es in den Tagen davor und auch heute zu Mittag zu viele Highlights, so daß wir den Vars gar nicht zu schätzen wussten. Lange Abfahrt nach Jausiers bzw Barcelonette, bevor der höchste Punkt der Tour angefahren wird.
16. Jausiers/Barcelonette - Saint Etienne de Tinee: 61km, 1780Hm; Heute gibt es nur einen Pass, der hat es dafür in sich. Es geht ~25km durchgehend bergauf bis auf 2802m. Ob das die höchste oder zweithöchste (asphaltierte) Strasse in Europa ist, spielt hier keine Rolle. Es geht sehr lange sehr hoch. Die Passhöhe ist ein paar Meter tiefer, die Zusatzschleife diente in der Tat ausschließlich dazu die (damals) höchste Strasse Europas zu bauen. Sind wir jetzt froh und glücklich oder doch ein wenig traurig, daß wir das Ende der Kletterei erreicht haben und wir jetzt nur mehr 120km bergab ans Meer in Nizza fahren werden? Oder sind wir froh darüber und freuen uns aufs Meer? Schwer zu sagen, irgendwie alles gleichzeitig. Die Abfahrt teilen wir in 2 Teile auf, heute bis Saint Etienne und morgen dann den Rest bis ans Meer.
17. Saint Etienne de Tinee - Nizza: 90km, 314Hm; Heute ist ein Bergabtag. Immer weiter runter, runter, runter, die letzten ca. 30km wird es flacher, geht aber nach wie vor leicht hinunter bis wir am Meer bei 0m stehen. Endlich wieder Baden, dieses Mal im Meer!
18. Nizza - Monaco: ca. 35km; Um "Monaco (di Baviera) - Monaco" anzuschließen und eine Runde auf der legendären F1-Strecke zu drehen, fahren wir entlang der berühmten Promenade de Anglais durch Nizza und weiter am Meer ins Fürstentum um vor dem Casino den Abschluß der Tour zu feiern. Mehr als 1300km und 18000Hm sind geschafft, jetzt können wir entweder ein paar Tage am Strand die Seele baumeln lassen oder die rastlosen das Hinterland weiter mit dem Fahrrad erkunden. Zu sehen und zu fahren gibt es jede Menge - Col du Braus, Col d'Eze, Col de la Madone, Col de Vescavo, Castillon,... Die Liste ist lang.
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