Nach der gestrigen Flachlandtour wird es heute Zeit, mal auf einen Berg zu kommen.
Dazu rolle ich früh am Morgen erst ein paar Kilometer auf der Ötztalstraße talauswärts. Beim Weiler Mühl geht es dann links weg Richtung Granstein. Bergauf, endlich.
Ich genieße es, über steile Serpentinen Höhe zu gewinnen. Die gegenüberliegenden Berge bieten mir dafür angenehmen Schatten.
Ab 1570 Meter Höhe taucht dann die Sonne die Landschaft um mich herum in ein warmes, klares Licht. Schotter knirscht unter den Reifen meines Bikes, ich höre mein Atmen und spüre mein Herz schlagen. Jetzt hat der Alpencross begonnen.
Die Landschaft um mich herum öffnet sich, Blicke auf das unter mir liegende Sölden werden frei, aus dem breiten Forstweg wird ab der Leiteralm ein schmaler Bergauftrail, Hochsölden auf 2080 Meter Höhe ist nicht mehr weit entfernt.
Es ist eigenartig wie mich die herrliche Landschaft motiviert. Ich mache auf einen Schlag die Hälfte der gestrigen Höhenmeter, auf eine kurze Strecke von nur 12 Kilometer, und fühle mich saugut dabei.
Auf einem schmalen Weg geht es über Hochsölden weiter zur Ötztaler Gletscherstraße. Erst parallel dazu, ab der Rettenbachalm (2150 m) auf Asphalt dahin.
Auf der Ötztaler Gletscherstraße sehe ich coole Steinböcke am Straßenrand liegen. Sie genießen die Sonne und lassen sich vom Verkehr der vorbeidonnernden Autos und Motorräder nicht beirren. Das kann ich auch...
Es ist eine Gruppe von Mountainbikern, die mich nach meinem kurzen Stop nach oben zieht. Ich bin ja schließlich kein Steinbock...
Am Schifahrerkiosk des Tiefenbachferner gibt es für mich Nachschub. Apfelstrudel und Cola geben mir die Kalorien, die ich für meinen weiteren Trip noch brauche.
Ich schieße ein paar Fotos in dieser einzigartigen Landschaft aus Eis und Fels. Mit dem Rosi-Mittermeier-Tunnel, dem höchstgelegenen Straßentunnel der Alpen, bike ich dann die Straßenverbindung von Tiefenbachgletscher und Rettenbachgletscher. In dieser eiskalten, schlecht beleuchteten Röhre geht es weiter bergauf. Ich mache weitere 200 Höhenmeter auf einer Strecke von 1,8 Kilometer.
"Sieht er mich, sieht er mich?", denke ich immer dann, wenn von hinten ein Auto mit lautem Getöse an mir vorbeischießt.
"Er hat mich gesehn.", passt.
Kurz nach dem südlichen Tunnelausgang auf 2829 Meter Höhe kommt das Highlight des heutigen Tages. Der Venter Höhenweg wird gebiket. Naja. Zum Teil.
Es sind dann doch größere Teile dich ich mein Radl schieben muß. Der Venter Höhenweg ist sehr schmal, mit Steinen verblockt, die so groß sind wie Autoreifen. Teilweise ist der Weg etwas ausgesetzt. Nur hin und wieder erlaubt es mir meine Fahrtechnik, dass ich mich auf dem Bike fortbewege. Weil der Weg so schmal ist, dass ich keinen Platz habe, um mein Bike vernünftig neben mir schieben zu können, ramme ich mir gefühlte 1000mal das Pedal in meine rechte Wade.
Da bleibt mir nix anderes übrig als mir jedesmal selber zu gratulieren.
Der Weg ist anstrengend. Im Sattel genau so wie beim Schieben. Die spektakuläre Landschaft, das überwältigende Panorama und auch der immer wieder begeisternde Wegverlauf lassen das aber leicht ertragen.
Der Venter Höhenweg wird seinem Namen gerecht. Er zieht sich sehr lange oben am Hang dahin, ohne wirklich Höhe zu verlieren. Erst als mein heutiger Übernachtungsort, das Bergsteigerdorf Vent, im Tal zu sehen ist, lässt der imposante Höhenweg Gnade walten.
Ich rolle ganz langsam ins Tal.
Diesen Tourbericht und einige andere, dazu sehr viele Fotos, gibt es auf meiner Homepage. Den Link dazu findet Ihre weiter unten.
Viel Spaß beim Lesen und Biken.
Further information at
http://www.alpenx-xl.de/2011/11_09_ax2vent/11_09_ax2vent.phpTour gallery
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