Wenn ich es richtig weiß, bin ich heute durch eine Gegend gefahren, die es vor 50 Jahren noch gar nicht gab. Urk, ein altes Fischerdorf, muss eine Insel in der Zuidersee gewesen sein, bis in den 60er Jahren der Abschlussdeich geschlossen wurde und aus der Zuidersee das Ijsselmeer wurde. Groß angelegte Einpolderungen und Trockenlegungen schufen neue Landschaften und Städte. Von Lelystad weiß ich es sicher. Sei´s drum, auf jeden Fall war dies eine der schönsten (und längsten) Touren, die ich bisher beschrieben habe. - Los ging es bei Meppel auf einem "Carpool". So heißen wohl auf "Neu- Niederländisch" die Parkplätze an den Autobahn Auffahrten. Man erreicht ihn von Wettringen aus in gut 75 Minuten nur über Autobahnen. Dann eine wunderschöne Passage auf einsamen, aber gut betoniertem Radweg immer am Kanal entlang und auf Lemmer zu. Hier trifft man bereits auf das Ijsselmeer und einen entsprechenden Hafen. Dann das Größte. Ein sehr gut befahrbahrer Deichpfad führt immer am Wasser die etwa 25 km bis nach Urk. Bei kräftigem Rückenwind konnte ich im Durschnitt die 33 km/h halten. Nur für ein paar (dumme) Deichschafe musste ich abbremsen. Wirklich phantastisch. Hinter Urk geht es fast immer an der Straße entlang, jedoch stets auf zweispurigem Radweg getrennt vom Autoverkehr. Weites Panorama, riesige Gemüse- und Getreidefelder, so weit das Auge reicht. Etwa 15 km wieder vor Meppel noch eine Überraschung: Man fährt fast durchs Wasser in einem riesigen Naturreservat. Links und rechts nur Schilf, Boote und Wasservögel. Mit das Schönste, was ich je gesehen habe. Schließlich erreicht man nach 124 km wieder den Ausgangspunkt, den "Carpool" bei Meppel. Eine großartige Tour, fast immer auf befestigten Wegen. Vielleicht das schönste Stück Niederlande. Allerdings gebraucht man für diese Rundtour einen ganzen Tag und schon ein wenig Kondition. Übrigens die oranje Wimpel von der EM hingen zumeist immer noch an den Häusern. Schade, ich hätte den Niederländern das Halbfinale gegönnt...