Eigentlich muss ich ja für unsere Rennradtour durch die Seealpen trainieren, aber Mountainbiken macht mir mehr Spaß. Warum also nicht versuchen, beides unter einen Hut zu bekommen: Höhenmeter sammeln, aber auch einige Trails fahren. Zusammen mit Reinhard starte ich dann früh am Morgen Richtung Südschwarzwald. Um die lange flache Anfahrt zu sparen, haben wir die Räder aufs Dach montiert und fahren mit dem Auto ins Zielgebiet. Die Dose parken wir im Glottertal und nach kurzer Vorbereitung sitzen wir auch schon im Sattel und lassen die Pedale kreisen.
Auf einem Wirtschaftsweg erklimmen wir die ersten leichten Anstiege, wechseln dann auf das andere Ufer der Glotter und finden dort einen schönen Singletrail direkt am Bachlauf entlang. Dann geht es rechts auf einem breiteren Weg den Berg hinauf. Leider scheinen sich dort irgendwelche Kettenfahrzeuge ausgelassen zu haben. Der Boden ist völlig aufgewühlt, dicke Steine wollen uns ständig aus der Spur bringen. Nur mit Mühe meistern wir diese Passage. Weiter oben wird aus den groben Spuren ein schmaler Wanderweg. Anfangs können wir den noch hinauf fahren, doch irgendwann wird er so steil, dass wir eine Schiebeetappe einlegen müssen. Als wir endlich oben sind, empfängt uns ein tolles Panorama mit Blick in die Täler und etwas später auch auf den Ort St. Peter, in den wir auf einem schönen Pfad hinunter gleiten. Reinhard kennt hier ein nettes Café, das wir sogleich aufsuchen. Er entscheidet sich für einen Erdbeerkuchen, ich mich für ein Joghurteis mit frischen Früchten.
Mit neuen Kräften versehen fahren wir weiter nach Lindenberg. In der dortigen Kirche haben Reinhards Eltern vor etwas mehr als 50 Jahren geheiratet und dort auch goldene Hochzeit gefeiert. Ab hier führt ein ungeteerter Feldweg ins Tal des Ibenbachs hinab. Wir folgen dann dessen Lauf, bis er in den Wagensteigbach mündet und biegen dort Richtung Buchenbach ab. Kurz hinter dem Ort wird es dann wieder ernst. Auf der nur wenig befahrenen K4907 steigen wir die 9 Kilometer zum Thurner-Wegekreuz hinauf. Dabei gilt es gut 500 Höhenmeter zu überwinden. Doch die Steigung allein ist nicht die Herausforderung, zum Anstieg kommt noch ein kräftiger Gegenwind, der unseren Vorwärtsdrang zu bremsen versucht. Nach einer kurzen Verschnauf- und Orientierungspause nehmen wir die Straße Richtung St. Märgen hinunter. Das heißt, wir bleiben nur die ersten knapp 1,5 Kilometer auf dem Teerband, dann rollen wir auf den parallel verlaufenden Feld- und Schotterwegen weiter.
Hinter St. Märgen steigt der Weg in einen Wald hinauf, schlängelt sich dann eine Weile auf gut 1000 Höhenmetern zwischen Bäumen und Feldern hindurch, bevor es wieder abwärts geht. Ein paar Spaziergänger kommen uns entgegen und Reinhard ruft freundlich, „Achtung, Radfahrer!“ Ein älterer Herr fühlt sich gestört und pöbelt uns an, wir sollen gefälligst absteigen und schieben. Am liebsten wäre ich auch abgestiegen und hätte ihm eine geschoben ;-). Wir waren langsam und der Weg breit genug, was soll also die Aufregung? Alle anderen Fußgänger haben freundlich gegrüßt und uns vorbei gelassen, an unserem Verhalten hat es jedenfalls nicht gelegen! Auf der weiteren Fahrt ist der Ärger schnell vergessen. St. Peter ist wieder in Sicht, da freuen wir uns lieber auf unseren Kaffee und die süße Stärkung.
Nach dem wir die verbrauchten Kalorien wieder aufgefüllt haben, machen wir uns den Rückweg einfach und fahren die letzten 10-12 Kilometer auf der Straße ins Glottertal hinab. Mit dem Auto düsen wir dann nach Tennenbronn, zu Reinhards Eltern. Dort haut Reini ein paar Nudeln in die Pfanne und wir werden nach dem Essen auch noch von seiner Schwester mit Erdbeerkuchen verwöhnt - haben wir eigentlich soviel Kalorien abgeradelt, wie wir schon wieder zugeführt haben? Nach einer Ruhepause gibt es dann noch Salat und Bratlinge, von Mutter Moosmann köstlich zubereitet, bis wir fast nur noch gerollt werden können ;-). Müde und mit vollem Bauch verabschieden wir uns und fahren zum Riedsee weiter. Dort übernachten wir (wieder mal) im Wohnwagen von Reinhards Bruder. Doch bevor wir zu Bett gehen, gönnen wir uns noch ein feines Hefeweizen im Restaurant des Campingplatzes und amüsieren uns dabei über die Eigenarten einiger Dauercamper - das ist besser und lustiger als Fernsehen ;-).
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