Fahrt zum Kaiserjägerweg
Kurz vor 10:00 Uhr holt Hanspeter Reinhard und mich bei Björn zuhause ab. Wir laden die Rennräder in seinen Transporter und fahren mit dem Auto über Trento bis nach S. Vito, am Lago die Caldonazzo. Hier starten wir zu unserer Tour, die gleich in einen Kaltstart ausartet, da es sofort gut bergauf geht. Parallel zum See, nur einige Meter höher, fahren wir nach Süden. Hinter Bosentino finden wir eine Abkürzung nach Vattaro und folgen von dort aus der Straße nach Carbonare die Folgaria. Kurz hinter dem Passo della Fricca kommt ein längerer Tunnel, den wir mangels Licht und den in Italien seit neuestem vorgeschriebenen Warnwesten meiden wollen. Laut Karte gibt es eine Umfahrungsmöglichkeit parallel zur dunklen Röhre, auf die wir auch abbiegen. Die Überraschung ist groß, als wir feststellen, dass die Alternative aus mehreren verfallenen Tunnels besteht. Mit den Rennrädern können wir auf dem mit Steinen übersäten Boden kaum fahren, die meiste Zeit schieben und Tragen wir die Bikes und sind froh, als wir das Ende der Strecke erreichen.
Bei Lavarone folgen wir der Empfehlung des GPS-Gerätes und kürzen die Straße ab. Zunächst führt der Weg fast romantisch durch einen Wald und an einem verwaisten Campingplatz vorbei. Dann geht es auf einen Hügel hinauf und aus dem Teerbelag wird wieder mal ein Schotterweg. Dieses für die Rennräder nicht zu fahrende Teilstück ist nur ein paar hundert Meter lang, so dass wir beschließen, die Räder wieder einmal zu schieben. Bald darauf erreichen wir die Straße und können uns wieder im Sattel sitzend fortbewegen. Nach einigen Kilometern auf und ab finden wir den Einstieg in den Kaiserjägerweg. Nun können wir erst mal eine Weile bergab rollen und die Schenkel schonen. In einer Linkskehre ist ein Aussichtspunkt, von dem aus wir ins Tal und über den Lago di Caldonazzo und den Lago di Lévico blicken können. Leider ist der Himmel mittlerweile zugezogen, bei schönem Wetter wäre der Anblick mindesten fantastisch. Ab hier ist die Straße nur noch 2,50 Meter breit und windet sich in die Tiefe. Immer wieder hat man super Ausblicke auf die Seen, muss aber gleichzeitig auf den Gegenverkehr achten, der einem in den unübersichtlichen Kurven entgegen kommen kann. Zum Glück ist heute nichts los auf der Straße, so dass wir die schnelle Fahrt genießen können. Der Genuss hält sich ein wenig in Grenzen, denn die Hände schmerzen schon bald vom vielen Bremsen, aber da muss man halt durch.
Im Tal folgen wir dem Val Sugana Radweg bis Calseránica und suchen dort ein Café zum Einkehren. Leider fängt die Saison erst in ein oder zwei Wochen an, alle Cafés und Restaurants sind noch geschlossen. Schließlich finden wir doch noch ein Hotel, dessen Bar geöffnet hat und setzen uns auf die Terrasse am See. Neben dem obligatorischen Heißgetränk finden auch noch belegte Panini ihren Weg in den Magen. Ein Blick auf die Uhr lässt die bisherige Planung wanken. Es ist schon 15:00 Uhr, das reicht heute nicht mehr für den Passo Manghen. Außerdem ist es mittlerweile ziemlich frisch geworden und die Passhöhe liegt mit über 2.000 Meter nochmals mehr als 1.500 Meter höher als unser momentaner Standpunkt. Also ist es dort nochmals gute 10°C kälter als hier. Wir beschließen das Projekt hier abzubrechen, nach Kaltern zurück zu fahren und uns die Kälte lieber in Form von Eiscreme zuzuführen. Am See entlang fahren wir zum Auto zurück, bringen keuchend die letzten 120 Höhenmeter hinter uns und machen für heute Feierabend, zumindest radtechnisch.
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