Wie soll man bei dieser Tour anfangen...
Jahreszeit: Ende März, Anfang April
...vielleicht bei den Vorüberlegungen. Wir wollten die normalerweise 7 Tage dauernde Tour in 5-6 Tagen schaffen und dabei keine Voratsdepots anlegen, sondern alles mitschleppen und mit Wasser vor Ort auskommen.
Der zeitliche Rahmen sollte machbar sein, waren doch in unserem Führer "The Selvaggio Blu - An extreme seven-day trek in Sardinia" von Corrado Conca recht kurze Zeiten für die Tagesetappen angegeben. Die Angaben beziehen sich in der Regel auf ein sehr schnelles Tempo mit keinerlei Pausen und sind meist nur einzuhalten wenn es keine Routenfindungsschwierigkeiten gibt. Die leichte Etappe von der Cala Luna bis zur Cala Fuili ist z.B. mit 1.15 angegeben, im ReiseKnowHow Führer Sardinien ist für die gleiche Strecke 2,5-3 Stunden veranschlagt. Auch das Höhenprofil des Selvaggio Blu Führers ist sehr dürftig und verschweigt die tatsächlichen Schwierigkeiten. Mein GPS Gerät (Garmin Vista Hcx) hat am Ende ca. 5500 Höhenmeter im Aufstieg angezeigt. Wir konnten uns dies nur durch die unendlich vielen kleineren Auf- und Abstiege erklären.
Vorweg muss noch gesagt werden, dass wir wegen schlechter Wasserquellen und schlafloser Nächte 2,5 Etappen ausgelassen haben. Wir sind also die Etappen 1, 2, 3 und die Hälfte der 4. Etappe bis zum Lattone Sheepfold gegangen. Vom Lattone Sheepfold sind wir auf leichtem Weg bis zur Cala Sisine gegangen und von dort die 7. Etappe bis Cala Gonone.
Tag 1: Von St. Maria Navarese bis zum Cuile De us Piggies (bzw. Gemäuer bei großer Eiche)
Ein leichter Einstieg. Am Ziel angekommen, sind wir noch bis zur Abenddämmerung weitergegangen und haben einen tollen Schlafplatz hinter allten Steinmäuerchen gefunden. Hier ist auch ein flaches Steinhäuschen mit Blechdach, dass Wildscheinen als Unterschlupf dient.
Tag 2: Von der großen Eiche bis Portu Cuau (bzw. wieder fast 2 Stunden weiter von Etappe 3)
Auf dieser Etappe haben wir uns ziemlich verlaufen und viel Zeit verschenkt. Das als little Valley (3.40) im Führer beschriebene Tal haben wir bereits viel früher erwartet und haben angenommen es handle sich um ein kleines bewaldetes Tal. Hier sollte man nicht unserem Track folgen sondern oberhalb des Tals queren. Im eigentlichen Tal muss man beim Austieg ausgesetzte Kletterstellen im 2-3 Grad ohne Sicherung und mit Gepäck überwinden. Die Etappe zieht sich sehr lange und in Portu Cuau wollten wir die "not easy to find" Wasserstelle finden. Leider ohne erfolg (siehe Zickzack auf dem Track). Ich glaube wir waren da, hatten aber keinen Rucksack zum Ablassen der Wasserflaschen und keine Kletterschuhe dabei, die dies tatsächlich der richtige Ort war, sicherlich angebracht sind, da die Stelle ziemlich heikel ist (Plattenkletterei). Die Wassersuche hat nochmals viel Zeit verschlungen und wir waren bereits auf dem Notausstieg und wollten die Tour abbrechen als es plötzlich zu regnen begann. Schnell eine Plane ausgelegt und wir konnten 2 Liter Wasser sammeln. Somit hatten wir genug um sicher weiterzukommen. Es sollte also weitergehen. An diesem Tag sind wir noch bis in die Dunkelheit weitergegangen und haben noch gut 1,5-2 Stunden der nächsten Etappe dranhängen können. Auf dem Trek befinden sich immer wieder winzige ebene Grasflächen, die perfekt für einen Schlafplatz sind. Man muss sich also keineswegs an die beschriebenen halten.
Auf dieser Etappe hatten wir eine gute Wasserstelle in Form einer grünen Tonne in die über eine uralte Regenrinne bei Regen Wasser tropft. Würde michaber nicht darauf verlassen. Bei unserer Ankunft war die Rinne nicht über dem Loch. Es war aber trotzdem genug Wasser da. Andere Wasserstellen waren ungenießbar.
Tag 3: bis zu Lattone Sheepfolds.
Zunächst einfach zu finden.Die Cuile Salinas oberhalb der Cala Goloritze haben wir nicht gesehn. Hier haben wir eine alternative gefunden und sind kurz davor oder danach den Schutthang abgestiegen. Am Strand war wie beschrieben eine sehr gute Wasserquelle in der Mitte der Bucht. Wieder ging es weiter, wollten wir doch noch die erste 4+ Kletterstelle überwinden. Zwei Baumstämme sollen den Einstieg erleichtern. Da man zunächst noch ungesichert ist habe ich nicht diesem wackligen Bauwerk im Vorstieg vertraut und bin die erste Stelle (4) frei geklettert. 3 Haken stecken hier. Nicht mehr die Neusten. Aber ab dort wo die Haken beginnen (in ca. 4 Meter Höhe) wird es wieder leicher. Ich fand den Fels hier nicht so perfekt. Danach folgt ein sehr steiler Schutthang oder besser gesagt Schlot in dem große Steinschlaggefahr ist. Falls also eine Gruppe vor einem sein sollte muss man höllisch aufpassen...wir haben jedoch nie jemanden gesehen :-). Nach diesm kurzen Schlot kommt nochmal eine ca. 4 Meter hohe senkrechte 4+ die nicht abgesichert werden kann. Ich fand die erste Stelle jedoch heikler. Danach wirds wieder leicht und man folgt dem Tal nach oben. Die Beschreibung im Text ist allerdings sehr verwirrend. Im Grunde immer geradeaus hoch. Irgendwann irritiert einen ein 2-3 Meter hoher Fels an dem zwei blaue Punkte sind. Hier einfach links dran vorbai und dann wieder weiter hochwandern (keine Kletterei). Die Wasserstelle im Lattone Sheepfold die ganzjährig eine gute Wasserstelle haben sollte war leider ein Reinfall. Eine große Tonne in der ein kleiner Eimer am Grund mit ziemlich dreckigem Wasser war. Es hätte gereicht um weiter zu kommen aber die zunehmende Erschöpfung (sind meist fast non Stop gelaufen ohne größere Pausen und die schlaflosen Nächte) und die Enttäuschung über die Wasserstelle (wie sollten die nächsten sein? Wenn die nicht gut sind hätten wir ein Problem bekommen) haben zum Entshluss geführt den Notaustieg am nächsten morgen zu nehmen.
Tag 4: Marathonetappe vom Sheepfold bis Cala Gonone
Im Dunkeln gings wieder los, dem Notaustieg (leichter Weg) folgend. Im Morgengrauen sind wir schneller als gedacht auf einer Dirtroad gelandet, auf der ab und zu sogar ein Jeep vorbeikam. Eigentlich wolten wir zurück Richtung Santa Maria. Nachdem wir eine Flasche Wasser geschenkt bekommen haben sind wir umgekeht und auf der Dirtroad in Richtung Cala Sisine gegangen.Der Weg ist im Führer auch eingezeichnet (Übersichtskarte), zieht sich aber ganz schön hin. Von der Cala Sisine gings dann weiter auf einfachem Weg bis nach Cala Gonone. Ankunft im Dunkeln ...fix und fertig. Gehzeit der letzten Etappe: 14 Stunden, schnelles Tempo
Probleme:
- Rucksachgewicht: Unsere Rucksäcke haben etwa 25 Kg gewogen. Viel zu viel. Aber wir wollten nicht extra leichtere Seile kaufen (hatten zwei 60 Meterseile dabei). Beim nächsten mal nicht über 20-22 Kg!
- Wasser. Wir hatten immer maximal 4 Liter. An manchen Stellen (Cala Goloritze) sollte man einfach mehr Auffüllen ca. 7-8 Liter, dann wäre man sicher wenn die folgenden Stellen zu schlecht sind.
- Wasserqualität: Wir hatten einen Keramikfilter und Tabletten dabei. Wie man beides nur als "nützlich aber nicht zwingend notwendig" beschreiben kann verstehe ich nicht. Gut die Wasserquelle in der Cala Goloritze war gut. Alles andere war mit Filter und Tabletten OK oder nicht verwendbar.
- Feuchtigkeit nachts: Eines hatten wir nicht bedacht und das war der größte Fehler: Die Kälte und Feuchtigkeit die sich nachts bildet. Der Schlafsack war morgends nass und die Nächte höllisch kalt (Komfortbereich hatte meiner bis 5 Grad). Ich habe noch nie so gefroren. Nächstes mal Thermounterwäsche und einen Biwaksack oder irgendeine Folie drüberlegen.
Alles in allem eine Traumtour, die ich wieder machen werde und dann komplett und wieder ohne Depots anzulegen...das ist machbar. Und in 5 Tagen auch, sofern man morgends schon Etappe 1 starten kann.
Der GPS Track weist Lücken auf (vor allem erste Etappe), da ich die Tracks leider nicht gespeichert hab und somit ein Teil verloren ging.
Viel Spaß
Ergänzung vom 02.01.2012:
Beim ersten Versuch kannte ich mich nicht mit Leicht- bzw. Ultraleichttrekking aus. Das Rucksackgewicht lässt sich also noch deutlich drücken.
Ulteriori informazioni sotto
http://www.selvaggioblu.it/Galleria itinerari
Mappa itinerario e altimetria
Commenti
Anfahrt mit dem Bus ersten Bus aus Cala Gonone, Bushaltestelle gegenüber der Touriinfo, nach Dorghali (Hier hat der volle Bus auf uns gewartet während wir in einer Bar(!) die Tickets für die zurückliegende Strecke kaufen mussten :-)
Dann gegen 11 mit dem Bus nach St. Maria Navarese. Wir haben lange die Haltestelle gesucht. Es gibt viele und an den Haltestellen stehn so gut wie keine Infos. Der Bus fährt mehrere an. Wir waren recht weit oben im Dorf an einer Hauptstraße vor einer Bar (in Verlängerung kommt eine Tankstelle auf der gegenüber liegenden Seite). In den Zeitschriftenläden bekommt man Tickets.
Taxis gibts dort keine. Wenn jemand etwas von Pullman erzählt sind damit die Überlandlinienbusse gemeint, wie der nach St. Maria Navarese.
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