Vom Kalterer See zum Gardasee
Für die nächsten zwei Tage ist eine Tour zum Gardasee und zurück vorgesehen. Wir rollen nach dem Frühstück ins Etschtal hinunter und fahren auf dem Etschtalradweg Richtung Süden. Im Vergleich zu den letzten Tagen ist es ziemlich abgekühlt, so dass wir lange und warme Klamotten angezogen haben. Der Wind meint es gut mit uns, da er vorherrschend aus Norden bläst und unsere Fahrt von schräg hinten unterstützt. Reini strampelt vorne weg und ich im Windschatten hinterher. Wir haben oft mehr als 35 km/h auf dem Tacho stehen und kommen gut vorwärts. Ruckzuck sind wir in Trento und halten an einem uns gut bekannten Straßencafé einige hundert Meter abseits des Radweges. Hier nehmen wir unser zweites Frühstück in Form von Salamibrötchen und, weil gerade keine Milch da ist, Espresso statt Cappuccino ein. Nach weiteren ca. 25 Kilometern stoppen wir zum 3. Frühstück in einem Bike-Restaurant direkt am Radweg bei der Ortschaft Nomi. Hier wandern zwei Crossaints und zwei Cappuccini in unsere Mägen. Wir benötigen die Stärkung, weil es ab hier bergauf geht.
Wir überqueren die Autobahn und fahren über Villa Lagarina nach Castellano hinauf. Der Weg stemmt sich uns mit 10 % Steigung entgegen, kann unseren Vorwärtsdrang jedoch nur etwas bremsen. Hin und wieder halten wir an, schauen zurück ins Tal und genießen die Aussichten. Von Calstellano aus steigen wir weiter den Berg hinauf. Mit zunehmender Höhe wird die Straße zum Sträßchen und glücklicherweise kommt nur selten ein Auto vorbei. So können wir ungestört den Passo Bordala hinauf kraxeln und die Ruhe genießen. Das Passhöhen-Restaurant hat geöffnet und klar, es muss wieder ein Cappu über den Tresen wandern, den wir in der Sonne sitzend und die Glieder streckend genießen. Nach der Pause rollen wir steil hinab und bremsen erst wieder in Ronzo-Chienìs ab. Hier geht es rechts zum Monte Velo hinauf und wenn ich sage hinauf, dann ist das wörtlich gemeint. Nach gut 100 Kilometern und dem Anstieg zum Passo Bordala spüren wir unsere Beine mehr als deutlich auf der 12 %igen Steigung nach S. Barbara. Doch irgendwann ist auch diese Hürde geschafft und ab hier geht es nur noch bergab.
Wir rasen die kurvige Straße des Monte Velo hinunter und die Abfahrt scheint kein Ende nehmen zu wollen. Reini kann gar nicht glauben, dass wir im letzten Jahr diese schier endlose Strecke hinauf gefahren sind. Doch auch jede Abfahrt hat mal ein Ende und wir rollen in Arco aus. Auf dem Radweg, parallel zum Fiume Sarca fahren wir nach Torbole und dort direkt zur Touristeninfo, um uns ein Zimmer zu besorgen. Wir bekommen ein achtseitiges Pamphlet ausgedruckt und klappern eine Pension nach der anderen ab. Doch auch hier hat die Saison noch nicht begonnen und alle Unterkünfte (bis auf teure Hotels) haben noch geschlossen. Als wir fast schon zur Touristeninfo zurück wollen, werden wir doch noch fündig. Unser Haus ist zwar nicht ganz so günstig wie erhofft, aber das Zimmer ist sehr schön, eine Garage für die Räder vorhanden und das Frühstück auf Sportler ausgerichtet.
Nach dem Duschen und etwas Ruhe von den Strapazen machen wir uns fertig zum Essen gehen. Das ist ganz einfach, wieder rein in die Radklamotten, allerdings ziehen wir ein frisches Trikot an, mehr Wechselklamotten haben wir nicht dabei, und ab ins Restaurant auf der anderen Straßenseite. Als Vorspeise lacht uns ein anständiger Salat an, danach gibt es selbst gemachte Nudeln mit Pesto – die waren sowas von lecker. Als Nachtisch werden Erdbeeren für Reini und eine halbe Ananas für mich serviert, beides sehr schön angerichtet. Nach dem Abschlussschnäpschen auf Kosten des Hauses wanken wir in unser Zimmer zurück, der nächste Tag wartet schon auf uns.
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