Tag 3, Montag, 11. Juli 2011:
Gaislachalm- Vent- Hochjochhospiz- Hochjoch- Bellavista-Hütte- Schnalstal- Naturns
„ Auf der Gaislachalm wache ich nachts auf, da es schüttet wie aus Eimern!
Und dieser Schlamassel vor der uns bevorstehenden Überquerung des Alpenhauptkamms auf knapp 3000 Meter Höhe!
Beim Frühstück sehen wir vor lauter Nebel kaum die Terrasse vor dem Haus. Wenigstens regnet es nicht mehr.
Und plötzlich reißt der Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein!
Voller Erwartung fahren wir ab 09.00 Uhr auf einem glitschnassen Pfad hinab ins Venter Tal.
Dort geht Ralf über den Lenker und landet in einem Schlammloch aus frischem Kuhdung! Nach riesigem Gelächter fahren wir durch das Bergsteigerdorf Vent in Richtung Hochjochhospiz auf 2300 Meter Höhe.
Der Fahrweg wird langsam zum anspruchsvollen Wanderweg, so dass ich an der einen oder anderen Stelle vorziehe, zu schieben:
Die rechte Hand an einem Stahlseil, links das Bike und 30 Meter senkrecht unter mir die durch die Schneeschmelze tosende Venter Ache…
Bald erreichen wir, bei nunmehr allerbestem Wetter, den mühsamen Aufstieg zum Hochjochgletscher.
Ab jetzt heißt es, 2 ½ Stunden das Bike über verblockte Felswege, schon längst in der baumfreien, hochalpinen Zone, auf über 2900 Meter hoch zu hieven.
Undenkbar, wenn es jetzt regnen bzw. hier oben schneien würde!
Es ist schon weit nach 14.00 Uhr, als ich endlich mit meinen Kameraden erschöpft die Bellavista- Hütte erreiche. Mein Rücken schmerzt und einige Kameraden haben vom langen Gehen mit den Radschuhen bereits offene Blasen.
Zuvor stehen wir an den Ausläufern des Hochjochgletschers, der auf Grund der dortigen Skilifte einen unwirklichen Eindruck erweckt.
Diese kleinen Leiden sind spätestens nach den Makkaroni`s auf der Hütte und der uns bevorstehenden Abfahrt auf technisch sehr anspruchsvollen Pfaden hinab ins Schnalstal und weiter ins Vinschgau vergessen. Uns stehen 2400 Höhenmeter permanent bergab bevor!
Unterwegs treffen wir sogar auf eine Herde von bestimmt 10 Wildpferden.
Voller Adrenalin erreichen wir Kurzras im hinteren Schnalstal.
Diese Abfahrt war die Hölle:
An manchen Stellen unfahrbar (wobei Timo „fahrbar“ neu definiert…), aber irgendwie erreichen wir alle trotz einiger Stürze gesund den Talboden.
Anschließend fahren wir auf herrlichem Pfad sowie einer Hängebrücke direkt am Vernagt- Stausee vorbei hinab in Richtung Vinschgau.
Dabei nutzen wir zum Teil uralte Schmugglerpfade im Dickicht der dortigen Bepflanzung, so dass der Weg oft kaum erkennbar ist. Diese Pfade haben bestimmt lange vor der Fahrstraße bestanden.
Ab Schnals fahren wir auf dem „Schnalser Waalweg“, einer im letzten Jahrhundert angelegten künstlichen Wasserrinne nebst Fußpfad.
Diese „Waale“ dienen noch heute der Bewässerung der entlegenen Bergbauernhöfe im Vinschgau.
Direkt an Reinhold Messners Schloss „Juval“ vorbei, finden wir einen alten Karrenweg, der unseren Federgabeln alles abverlangt und uns im Sturzflug hinab ins Etappenziel nach Naturns führt, wo wir allesamt platt, aber glücklich um 19.00 Uhr eintreffen.
Ein unglaublicher Mountain-bike Tag, sehr anstrengend und mit den extremsten landschaftlichen Eindrücken der gesamten Tour, neigt sich dem Ende.
Die Hochstimmung in der Truppe hält bis weit nach dem Abendessen an.“
Kilometer: 64,
Höhenmeter: 1700,
reine Fahr-/Schiebezeit: 8.00 Stunden.
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