Ich hatte schon einiges über die Bahntrasse bzw. die stillgelegte Bahnstrecke von Toblach nach Feltre gelesen, so dass ich mich mit 2 Freunden aufmachte, die Strecke selbst zu erleben. Vorneweg, da das Wetter uns häufig im Stich ließ, sind auch meine Eindrücke davon beeinträchtigt. Bei gutem Wetter ist vor allem sicherlich der Abschnitt zwischen Cortina und Calalzo di Caldone landschaftlich ein Traum und ein Höhepunkt. Bei mir hat es leider bei dieser Etappe ca. 70 km in Strömen geregnet, von Cortina bis Castellavazzo.
Jetzt aber zur Beschreibung:
Erste Etappe: Sterzing - Oberolang, ca. 70 km
Wir haben das Auto in Sterzing am Bahnhof gebührenfrei stehen lassen und sind von dort talabwärts, der Eisack entlang auf dem gleichnamigen Radweg bis zur Franzensfeste gefolgt. Unter dem Autobahnbetongewirr verlässt man den Radweg und folgt ab jetzt dem Pustertalradweg Richtung Toblach. Leider ist kurz danach ein Gewitter aufgezogen, der anschließende Regen sollte für den Rest des Tages nicht mehr aufhören. Zusätzlich unangenehm war, dass es am Radweg einige Sperrungen wegen Baustellen gab, der weitere Verlauf aber dann nicht mehr beschildert war und wir deshalb selber herausfinden mussten, wo wir wieder auf den Weg stoßen konnten. Weniger schön war auch, dass man mitten durch Bruneck durch musste und es dort keine Radwege gab. Zum Glück hatten wir das Quartier vorbestellt, so dass wir wussten, wo wir unsere nassen Klamotten ausziehen werden können und eine warme Dusche auf uns wartete. Es war dann aber schon ca. 20:00 Uhr, als wir in dem kleinen Örtchen Oberolang ankamen. Wie der Name schon vermuten lässt, der Ort liegt weiter oben, so dass wir uns zu guter Letzt von Unter- über Mittelolang erst noch hocharbeiten mussten.
Der Radweg war fast zu 100 % geteert und verlief nur wenig auf öffentlichen Straßen.
Zweite Etappe: Oberolang - Pragser Wildsee - Cortina d'Ampezzo, ca. 70km
Am Morgen erwartete uns bei abziehenden Regenwolken bei frischen Temperaturen die Sonne, so dass es nicht ganz so "schlimm" war, in die nassen Schuhe wieder hinein zu schlüpfen.
zunächst ging es auf dem Pustertalradweg weiter Richtung Toblach, ein paar Kilometer vor Toblach haben wir nach Süden hin einen Abstecher zum Pragser Wildsee gemacht, zu dem allerdings kein abgetrennter Radweg führt und man auf halbem Weg sogar noch auf Hauptstraße muss. Der Verkehr ließ uns nichts Gutes ahnen, zumal es Donnerstag und kein Wochenendtag war. Busse & Co. fuhren an uns vorbei und karrten gefühlte tausende Touristen hoch. Entsprechend voll war es, als wir am Wildsee, angeblich einer der schönsten Bergseen in den Alpen, ankamen. Nach dem Pflichtfoto haben wir das Getümmel schnellstens wieder verlassen; den Abstecher vom Pustertalradewg hoch zum See kann man sich getrost sparen; ich habe schon unzählige Gebirgsseen gesehen, den Pragser Wildsee kann man sich ob der durch den Massentourismus zerstörten Idylle wirklich sparen - für mich war es definitiv ein "Downlight" unserer Tour!
Wieder unten auf dem Radweg zweigt gleich am Ortsrand von Toblach der Dolomiten-Radweg (Lunga Via delle Dolomiti) Richtung Cortina ab. Zu Beginn ließ er sich auch herrlich an, fester Waldboden abwechselnd mit feinem, festen Schotter. Vorbei am Toblacher See und dem Nassfeld Soldatenfriedhof, der so schön liegt, dass man sich nur schwer vorstellen kann, dass und wofür hier tödliche Kämpfe stattgefunden haben. Schon kurz danach kamen die ersten Vorboten, Geröllhalden wollten überwunden werden, später kamen Teilstücke von hunderten Metern Länge, mit gröbstem Geröll, offensichtlich eher Flussbett als Bahntrasse (siehe Foto). Vor dem Cimabanche sind wir dann von einer Horde, aus dem Wald stürmender Kühe überholt worden, besser, wir haben sie vorbei ziehen lassen, bevor sie uns von der Trasse fegen konnten. Nach kurzer Einkehr am Cimabanchepass ging es sehr flott bergab. Der Radweg ist hier wieder gut befahrbar, ist aber nicht mehr ganz so fein geschottert wie zu Beginn der Nordauffahrt. Er verläuft wieder durch niedere Wälder, vorbei an Seen, im verfallen begriffenen Bahnhöfen, durch (unbeleuchtete) Tunnel (nicht geteert!) und über Brücken über enge und tiefe Schluchten. Als wir in Cortina auf der dann geteerten Bahntrasse einrollen, hat uns der Regen wieder. Unser freundlicher Hotelwirt gibt uns für den nächsten Tag allerdings nicht die erhoffte Entwarnung, nein, er sagt Dauerregen voraus.
Dritte Etappe: Cortina - Feltre, ca. 120 km
Unser Wirt hatte Recht. Es regnete. Unsere Gruppe habt sich deshalb getrennt, Robert zog die Bus-/Bahnfahrt vor. Uli und ich nahmen die Herausforderung an und fuhren wohl mit den schönsten Abschnitt der gesamten Tour - nur, wir sahen nichts, die Wolken hingen schwer und tief. Von Cortina bis Caldone verläuft die Strecke auf einem hervorragend ausgebauten, geteerten Radweg, durch etliche Tunnel und vorbei an kleinen Städtchen. Wer nicht nach Caldone sondern wie wir Richtung Feltre will: Vorsicht! Der Radweg ist so verführerisch schön und schnell, dass man leicht die Abzweigung noch vor Caldone übersieht, bei der es rechts, vom Radweg runter auf die Nebenstraße Richtung Feltre abgeht. Wir haben den Abzweig übersehen. Was folgte waren ca. 20 km überflüssige Regenkilometer und für den Rückweg bis zum Abzweig ein paar kräftezehrende Höhenmeter. Auf der Trackaufzeichnung habe ich den "Verfahrer" rausgenommen, also bitte aufpassen.
Ab hier heißt der Radweg Bicitalia Fiumi Veneti und verläuft auf Nebenstraßen (nur einmal wenige hundert Meter auf der SS51, allerdings bergab und deshalb nicht so "aufregend"). Ca. 5 km vor Castellavazzo war die Straße durch einen Bergrutsch unpassierbar. Die Leute von der Straßenmeisterei verwiesen uns auf das durch den Berg führende Tunnel der SS51 und schickten uns zum Tunneleingang zurück. Das Tunnel ist 2,3 km lang; wir haben unsere Räder auf sehr(!) schmalem Bordrand geschoben, alles andere war uns zu gefährlich, PKW und LKW donnern an einem vorbei. aber immerhin, am Tunnelausgang hatte der Regen aufgehört.
Auf Nebenstraßen und teils auf getrennten Radwegen kamen wir nach Belluno und machten dort unsere erste "richtige" Pause - im Trockenen. Mit der Pause haben wir dann leider den Radweg verloren, zumindest fanden wir keine sinnvolle Beschilderung mehr. Dennoch fanden wir sehr schöne Wege, allerdings so abseits und permanent rauf und runter, dass wir die letzten 20 oder 30 Tageskilometer dann auf der Hauptstraße auf der ebenen, aber bei Gegenwind nach Feltre zurück legten. Am Bahnhof holten wir Robert wieder ab, der bis auf wirklich nur 10 Minuten zeitgleich in Feltre ankam, da der Bus nach Caldone wegen eines Autounfalles im Stau stand und Robert deshalb in Caldone den Zug verpasst hatte.
Etwas nördlich von Feltre hatten wir eine sehr schöne Privatunterkunft am Berg, Die Pizzeria in Norcen entschädigte wieder für alle Widrigkeiten des Tages, wärmende Abendsonne, mit einer Karaffe Hauswein auf der Terrasse, mit Blick ins Tal auf Feltre.
Vierte Etappe: Feltre - Civezzano (bei Trient), ca.80 km
Der Morgen begrüßte uns wieder mit Sonne. Wir fanden gleich hinter Feltre auf den Radweg, der wieder herrlich ausgebaut und beschildert ist. Kein Wunder, hier verläuft der Via Claudia Radweg, wobei es wohl zwei Alternativstreckenführung im Brentatal gibt. Die ein unten am Fluss entlang, die andere über die Berge, nördlich der Flusses. Nun, wir sind gemütlich an der Brenta entlang im Tal gefahren. Der Radweg verläuft durch Obstplantagen und Weinanbaugebiete. Selten kommt man durch Orte, da die meist auf der nörlichen Seite der Brenta gelegen sind, der Radweg aber meist südlich verläuft. Dafür gibt es immer wieder am Wegrand kleine Imbisshütten, die uns allerdings nicht so zusagten, weshalb wir zum Pausieren und einkehren lieber die kleinen Dörfer ansteuerten, an denen der Touristenstrom sowohl vom Radweg als auch der Hauptstraße (SS 47) vorbeizieht. Essen kann man dort "a la Mama" absolut köstlich und die Gastlichkeit in den kleinen Trattorien ist unbeschreiblich.
Unsere ursprüngliche Planung sah vor, von Civezzano aus nach Trient runter und der Etsch und Eisack entlang noch mit einer weiteren Übernachtung zwischen Bozen und Klausen wieder nach Sterzing zu fahren. Da wir aber in der Nacht wieder einmal ein heftiges Gewitter erleben durften, der Himmel regenschwanger war und der Wetterbericht sich auch nicht positiv festlegen wollte, sind wir nur noch zum Bahnhof nach Trient geradelt und von dort mit dem Zug zu unserem Auto nach Sterzing zurück.
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Hinweis zur den Höhenmeter: In den Tunnels hat das Garmin natürlich gesponnen, so dass da ab und an Ausreißer in den Messwerten sind.
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