Erinnerungen an eine Tour Anfang Mai. Es war noch kalt, aber der Löwenzahn spitzelte bereits heraus. Nun erneut nach Ottobeuren, September, ein frischer Nordwestwind, aber nach vielen Wolken immer mehr Sonne an diesem Tag. Am Kloster Ottobeuren scheint sich der Kreis der Jahreszeiten zu schließen. Und die Tour ist eine Zeitreise, die gewissermaßen zurückführt ins Jahr 764. Es war ein Zeitalter des Umbruchs, in der bedeutende Klöster gegründet werden. Ottobeuren ist eines davon.
Wir ahnen es sofort beim Anblick des prachtvollen Gebäudes. Erneut radeln wir nach Ottobeuren, zum „Tor“ ins Allgäu, wir kneippen in Sebastian Kneipps Geburtsort Stephansried und radeln dann zwischen Stephansried und Maria Baumgärtle – dem Wallfahrtsort für Radler - wohl durch eine der einsamsten und zugleich schönsten Landschaften Bayerisch-Schwabens.
Wir passieren hier zahlreiche einzelne Höfe und verstreute Siedlungen. Es ist gewissermaßen die „einsame Klasse“ des Unterallgäus. Hier können wir unseren Gedanken freien Lauf lassen. Zum Schluss der mit rund 130 Kilometern durchaus „satten“ Tour gibt es mit Schloss und Kirche von Edelstetten (die Ursprünge reichen bis 1126 zurück) noch einmal einen kulturellen Höhepunkt. Und es schließt sich ein Kreis, der mit dem Leben des Baumeisters Simpert Kraemer verbunden ist.
Grandiose Blicke auf die Kette der Alpen gibt es bei dieser Runde an klaren Tagen jede Menge.
Wir sind fast immer auf ruhigen Nebenstraßen oft durch dünn besiedelte Landschaften unterwegs. Auf den rund 130 Kilometern sind zwar etliche Anstiege zu bewältigen, aber insgesamt halten sich die Höhenmeter in Grenzen. Wir radeln über Krumbach, Kirchhaslach, Erkheim und Westerheim und dann über den 721 Meter hohen Bocksberg hinab nach Ottobeuren.
Dann wieder hinauf auf den Bocksberg, links sehen wir die idyllische Buschelkapelle. Weiter über Kneipps Geburtsort Stephansried (mit Denkmal und Kneippgelegenheit), Attenhausen, Sontheim und so entlegene Orte wie Grabus, Rufen und Dankelsried führt die Runde über den Wallfahrtsort Maria Baumgärtle durch Breitenbrunn hinüber ins Mindeltal. Der Abstecher ins Zusamtal und hinauf nach Hellersberg verleiht der Streckengrafik eine interessante Schnabelform. Und bei so manchem mögen bei diesem Anblick vielleicht Erinnerungen an Donald Duck aufkommen.
Über Edelstetten und Langenhaslach radeln wird dann auf dem Kammeltalradweg zurück nach Krumbach.
Kulturelle Höhepunkte gibt es jede Menge. Vor allem in Ottobeuren ist eine Besichtigung der Kirche lohnend. Die Geschichte der Benediktinerabtei führt bis ins Jahr 764 zurück. Im 12. Jahrhundert gab es in Ottobeuren eine Blüte der Buchmalerei. Ab 1711 wurde die Anlage neu im Sinne des Barock, auch Rokoko gestaltet, mehrere Baumeister wie etwa P. Christoph Vogt oder der auch in der Region Mittelschwaben bekannte Simpert Kraemer (er gestaltete auch Edelstetten) waren daran beteiligt.
Während der sogenannten Säkularisation 1802 wurde die Reichsabtei durch den bayerischen Staat enteignet. 1834 verfügte der bayerische König Ludwig I. aber, dass Ottobeuren abhängiges Priorat der von Ludwig neu ins Leben gerufenen Benediktinerabtei St. Stephan in Augsburg wurde. Die klösterliche Geschichte ging damit weiter. 1926 verlieh Papst Pius XI. der Kirche den Rang einer „Basilika Minor“.
Im Dorf Stephansried wurde 1821 der legendäre Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 bis 1897) geboren, im Ort erinnert ein Denkmal daran. Und es gibt eine ausgezeichnete Kneipp-Gelegenheit. Im Becken können wir unsere Füße für die weiteren (noch reichlichen) Kilometer erfrischen.
Schließlich erreichen wir die Wallfahrtskirche Maria Baumgärtle (gebaut 1882/83). Der beschauliche Wallfahrtsort (seine Geschichte reicht bis 1721 zurück, als der Herr von Bedernau in seinen Baumgärten eine Kopie des Altöttinger Gnadenbildes aufstellte) ist jährlich am 15. August am Radlertag Anziehungspunkt für Tausende von Radlern.
Einkehrmöglichkeiten gibt es bei dieser Tour jede Menge am Wegesrand. Unter anderem im Zentrum von Ottobeuren (zum Beispiel die Gasthöfe Mohren und Engel), in Maria Baumgärtle (Landgasthaus Maucher) und zum Finale auch noch im Zentrum von Edelstetten (Bischof).
Dann können wir auch noch einmal über Simpert Kraemer (geboren 1679 in Bichel bei Füssen) nachdenken. Der maßgebliche Gestalter Ottobeurens und Edelstettens – und Namensgeber für das Krumbacher Gymnasium - starb 1753 in Edelstetten.
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