Tour wurde gefahren angeregt nach einem Artikel in der Berliner Zeitung von Tomas Morgenstern. Aufgezeichnet am 03.08.2008.
Im Fahrradsattel zu den Herrenhäusern
SOMMER IN BRANDENBURG - Rings um die Hauptstadt gibt es schöne Gewässer und ein gut ausgebautes Radwegenetz. In dieser Serie stellt die Berliner Zeitung beliebte Ziele vor. Heute: Schlössertour rund um Potsdam.
POTSDAM. Ohne Sorgen - sans souci - so fühlten sich Preußens Könige in ihrer Sommerresidenz Potsdam. Mit dem Geschick ihrer Baumeister ließen sie sich französisches oder italienisches Flair in ihre Parks im Havelländischen zaubern. Ihre Passion für die liebliche Landschaft mit Wasserläufen und Seen, Wiesen, Auen und Wäldern wurde von vielen Adelsfamilien geteilt. Davon zeugen deren Schlösser und Herrenhäuser im Umland von Potsdam und Berlin. In welch unterschiedlichem Maß die architektonischen Kleinode die bewegten Zeiten überstanden haben, davon kann man sich per Fahrrad überzeugen - was zugleich ein Höchstmaß an Natur und Körperertüchtigung bietet.
Ausgangspunkt ist der Hauptbahnhof Potsdam. Regionalbahnen vom Berliner Alex benötigen knapp eine halbe Stunde. An der Dauerbaustelle in Potsdams Zentrum hinter der Langen Brücke entsteht das Stadtschloss neu. Über die Breite und die Bornstedter Straße - quasi im Schatten von Schloss und Park Sanssouci - geht es zum Krongut Bornstedt. Diese mediterran anmutende Gutsanlage vereint Gastronomie, Handwerk, Kunst und Kultur mit Gartenbau.
Nächstes Ziel ist Schloss Golm. Viele Wege führen nach Golm - der schönste aber ausgerechnet durch den Park Sanssouci. Wer vermeiden will, mit der Parkordnung in Konflikt zu geraten, schiebt sein Rad hinauf zum Belvedere auf dem Klausberg, der auch vom Fuß des Bauwerks eine wunderschöne Aussicht auf Potsdam bietet. Weiter geht es über die Kaiser-Friedrich-Straße. Man passiert die freudlosen Kasernen in Eiche und Golm, fährt unter der Bahnbrücke hindurch bis zur noch immer vom Krieg gezeichneten neogotischen Kaiser-Friedrich-Kirche, die derzeit saniert wird. Von dort ist das heutige Hotel-Restaurant "Gut und Schloss Golm" anhand der Schilder leicht zu finden. Das vor dem Ersten Weltkrieg errichtete Schlösschen liegt versteckt im Grünen am Ufer des Großen Zernsees. Man sitzt gemütlich unter Laubbäumen mit Blick aufs Wasser. Einst waren hier Größen des Ufa-Films der 1920er- und 1930er-Jahre zu Gast: Marlene Dietrich, Marika Rökk, Harry Piel.
Auf dem Mühlbergdamm geht es zum Kolonistendorf Nattwerder und nach Grube, man muss sich über einen staubigen Weg zum Saccrow-Paretzer Kanal vorarbeiten. Über den Fußgängersteig der Eisenbahnbrücke gelangt man nach Marquardt.
Das dortige Schloss hatte bis zur "Arisierung" durch die Nazis 1937 die Hoteliersfamilie Kempinski gepachtet. Seit der Wende schläft es einen Dornröschenschlaf. Ab und an entdecken es aber Location-Scouts für Filmteams oder Party-Events. Das gänzlich unsanierte Schloss ist immer wieder morbide Kulisse für Filme. Der gepflegte Park wurde einst von Peter Joseph Lenné gestaltet. Unterhalb des Schlosses, am Schlänitzsee, befindet sich eine Wiese mit Badestrand.
Von Marquardt aus geht es nach Paretz. Man folgt dem Fontane-Radweg, stößt auf die B 273 und unterquert die Autobahnbrücke. Bis Paretz radelt es sich schwungvoll auf der mäßig befahrenen Chaussee. Ein Abstecher in das 1998 bis 2001 aus den Trümmern einer DDR-Bauernhochschule wiedererstandene Schloss Paretz lohnt sich.
Vor Ketzin geht es links zur Havel-Fähre. Die Wartezeit bis zur nächsten Überfahrt verkürzt man sehr angenehm im Café-Restaurant "An der Fähre". Nach der Überfahrt auf der "Charlotte" hat man einen der schönsten Abschnitte der Rundtour vor sich: Wenige hundert Meter nach der Fährstelle biegt man links auf den Deichweg nach Phöben ein - und gleitet auf einer Asphaltpiste dahin. Die Stille teilt man nur mit gelegentlich auftauchenden Reitern und Freizeit-Skippern auf der parallel zum Weg träge dahinfließenden Havel.
Hat man Phöben passiert, erreicht man die weniger reizvollen Randgebiete von Werder/Havel und schließlich das Zentrum der Obstwein-Stadt. Dort folgt man der Berliner Chaussee, überquert die Baumgarten-Brücke und steuert - an Geltow vorbei - die Caputher Fähre an. "Tussy II" bringt einen in die Nähe von Schloss Caputh. Man muss sich scharf links halten, um den hübschen kleinen Schlosspark zu finden, durchquert ihn und fährt auf der Potsdamer Straße schließlich wieder in Richtung Ausgangspunkt der Tour.
Unterwegs sollte man nicht versäumen, sich im Strandbad Templin für die Heimkehr wieder frisch zu machen. Im gepflegten Bad herrscht eine fast familiäre Atmosphäre. Es gibt einen FKK-Abschnitt und auch für Erfrischungen und einen Imbiss ist gesorgt.
Die Schlussetappe am Templiner See entlang ist eine Wohltat, allerdings nur, bis man Potsdams Templiner Vorstadt erreicht hat. Aber von dort ist es - vorbei am Wasserwerk und durch die marode Speicherstadt - nicht mehr allzu weit zum Zentrum und zum Hauptbahnhof Potsdam.
Further information at
https://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0728/berlinplanerunterwegs/0010/index.htmlgaléria trás
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Wunderschöne Tour
Hochachtung vor der grandiosen Routenbeschreibung! Wir haben die Runde ein wenig abgekürzt. Ich habe die Kurzvariante unter Tour #162857 hochgeladen.
Danke nochmals für die deine geniale Inspiration!