Auf meiner Website "www.wanderreiterweb.de/Tracks/Deutschland" gibt es eine auführlichere Beschreibung dieser Tour und viel mehr Bilder. Unter Downloads "www.wanderreiterweb.de/download.htm" biete ich viele GPS-Tracks dieser Region in einer Datei, Tracks von ganzen Wanderwegenetzen mehrerer Wandergebiete Deutschlands, Tracks von Reitwegenetzen und points of interest von Hütten, Gaststätten, Reitstationen und Anderem zum Download an.
Die Beschreibung zu der 7-Tage-Tour ist nachfolgend leicht gekürzt wiedergegeben. Ein pdf der ungekürzten Beschreibung kann von meiner Website heruntergeladen werden.
Da es keine Möglichkeit eines Rundrittes gibt, hatten wir beschlossen, statt Gepäcktransport täglich den Hänger mit Zugfahrzeug mitzuführen. Das ist 1. günstiger als jeden Tag nur das Gepäck zu transportieren und am Ende die Pferde abholen zu lassen und 2. komfortabler da man alles incl. Kraftfutter dabei hat. Wir haben morgens nach dem Satteln den Hänger mit einem Begleitfahrzeug an den Zielpunkt gefahren und uns dann zurückfahren lassen. In der Regel 1-1,5 Stunden Zeitverlust und ca. 10-25 Euro Kosten für die Begleitung. Ein Gepäcktransport käme auch nicht günstiger und am Ende die Abholung mit mindestens 70 Euro und einem halben Tag Zeitverlust dazu. Mittagspause in Gaststätten während des Rittes: schwierig da fast alle Gaststätten geschlossen haben. Die, die wir gefunden haben, habe ich unten in der Übersicht erwähnt. Auf jeden Fall vorher anrufen bevor man sich darauf verlässt. Überhaupt sieht man nicht viele Menschen in den Dörfern.
Die auf der Reitkarte eingezeichneten Rastplätze: Im ersten Teil des Gestütsweges haben wir fast keine gefunden - da war einfach nichts! Im Mecklenburger Teil gab's einige. Die Grenze verläuft bei km 17,6, hinter Eldenburg - Übernachtung Tag 5, Grittel liegt schon in Mecklenburg. Aufpassen: In ganz Mecklenburg/Vorpommern ist Reiten nur auf Reitwegen und öffentlichen Strassen (auch unbefestigten) erlaubt - kann man sich eigentlich bei einem Wanderritt nicht wirklich und immer dran halten.
Die Beschilderung: Es fehlen sehr viele Schilder (teilweise geklaut !) mit GPS - kein Problem, mit Karte - sehr gut aufpassen!
Die Wege: Neben wenigen Teerstrassen, einigen Kopfsteinpflaster-Alleen (sehr schön) überwiegend super schöne Sandwege. Bei den Alleestrassen kann man fast immer auf dem Grasstreifen reiten. Das letzte Stück von Alt-Jabel nach Redefin geht immer am Rand eines militärischen Sperrgebietes entlang. Die Sandwege sind hier zum Teil sehr tief, insbesondere im letzten Drittel bis man den Wald verlässt. Es gibt unterwegs für die Pferde keine Tränkmöglichkeit, trotz der enorm vielen Kanäle, die die Wiesen durchziehen. Die Ufer sind einfach zu steil, im Wald sind die Gräbenränder immer sumpfig - also wenn es im Sommer heiß wird ist es sehr zu empfehlen einen Falteimer oder große Plastiktüte mitzunehmen.
Die Landschaft: Ein wenig eintönig - man sieht es auch an der etwas mageren Bilderauswahl auf den Folgeseiten. Zum Reiten optimal, bietet sie wenig Abwechslung fürs Auge (zumindest subjektiv für mich) - ich bin halt ein absoluter Fan vom bergigen Pfälzerwald und so wirkt die flache Kulturlandschaft auf mich eintönig. Absolutes Highlight ist der Rudower See bei Lenzen, die Plattenburg und ein Abstecher am 2. Tag zur Havel, so wie ursprünglich von mir geplant, wäre bestimmt auch sehr schön. Also nicht falsch verstehen - es ist wirklich sehr schön, weite Wiesen, super schöne Waldwege, viele Wasserkanäle, die Dörfer einsam aber sehr gepflegt, wunderschön restaurierte alte Häuser, aber - ein Tag ein wenig wie der andere und so schmilzt die Bilderauswahl stark zusammen, da das Anschauen ja interessant bleiben soll.
Die Leute: Zweigeteilt - unterwegs mit wenig Kontakt zu den Menschen in den Dörfern - sie schauen eher weg als eine Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, bei näherem Kontakt sehr offen und freundlich, die Unterkünfte abends ein Traum. Teilweise mit "Familienanschluss", haben wir manchmal abends bis 12 Uhr gesessen und geschwätzt. Näheres bei den einzelnen Tagen.
Tag 1
Wir reiten vom Landesgestüt in Neustadt los, in westliche Richtung über Neukoppenbrück, Koppenbrück, Lohm, Voigtsbrügge. Hinter Damelack reiten wir über eine Bahnbrücke und sind kurz darauf in Bendelin. das Storchennest ist ein großes altes Anwesen mit Wohnhaus, Stallungen, Scheunen. Im hinteren Teil sind in einem Anbau die Gästezimmer untergebracht. Es gibt eine große Box für die Pferde, eine Koppel und noch einen schönen Aufenthalts-Anbau den wir nur von aussen gesehen haben. Frau Fuchs schmeißt den ganzen Laden mehr oder weniger allein, hat oft Kinder- oder Jugendgruppen zu Gast und eben Wanderreiter. Das Wohnhaus war früher eine Gaststätte mit Tanzsaal, der im Original erhalten wurde, etliche alte restaurierte Möbel geben dem Ganzen ein uriges Ambiente. Es ist gerade sehr kalt geworden, in der Nacht gab es Temperaturen bis -4 Grad. Am nächsten Tag werden wir bei vielen Bäumen starke Frostschäden feststellen.
Tag 2
Am nächsten Morgen ist es stark bewölkt und richtig kalt, so beschließen wir Weicheier den kürzeren Weg zur Plattenburg zu nehmen und nicht meine extra ausgearbeitete Erweiterung zur Havel. Später ärgern wir uns da es trotz anfänglicher Regenwolken den ganzen Tag trocken und schön geblieben ist. Der Weg zur Plattenburg führt uns nach Nordwesten aus Bendelin raus und über lauter kleine Örtchen wie Netzow, Schwanensee, Storbeckshof nach Groß Leppin, dann im Bogen um die Fischteiche der Plattenburg bis zu dem, auf einer kleinen, von der Karthane umflossenen, Insel gelegenen Wasserschlösschen. Rundum uralte Bäume, die Burg selber teilweise sehr schön restauriert, teilweise noch nicht, Die Fassade ist sehr schön wiederhergestellt, der Burgkeller, der das Restaurant beherbergt ist urgemütlich. In einem Teil der Burg auch das Hotel, sehr einfach mit Etagenduschen soll es wohl an die Zeit der Ritter erinnern. Der Pferdestall ist an Rainer Blaesing verpachtet. Abends haben wir Herrn Blaesing noch auf ein Bier eingeladen und wir sitzen bis spät und reden über Land und Leute - er organisiert Kutschfahrten und Ausritte und hat neben Warmblütern auch Kaltblut-Kutschpferde sowie Shetlandponies.
Ganz praktisch diese Kleinen, brauchen sich zum Gras fressen nicht mal zu bücken!
Tag 3
Morgens auf der Plattenburg fährt mich der Koch zur nächsten Tagesetappe. Diese Art der Fahrzeugmitführung hat auch den enormen Vorteil, dass man das Ziel bereits kennt, mit den Leuten geredet hat und weiß, wo die Pferde hinkommen. Wieder zurück auf der Plattenburg, Die Pferde langweilen sich etwas und Reinhard hat alle Hände voll zu tun sie daran zu hindern zu viel Unsinn anzustellen denn hier gibt es keine Koppel aber auf dem Gelände, dass nur durch eine Brücke mit dem Umland verbunden ist, hat der Hausmeister extra viel Gras nicht gemäht - wegen der Pferde. So laufen sie frei herum und fressen was das Zeug hält.
Wir brechen auf, reiten durch den Wisnacker Forst an Bad Wilsnack vorbei. Bad Wisnack haben wir uns übrigens gestern nachmittag angeschaut und ein Eis gegessen. Gegenüber der riesigen Kirche/Kathedrale am Rande des Kurparks haben wir eine kleine Eisdiele gefunden. Danach durch ein grosses Waldgebiet (vielleicht die Uenzer Heide?) hindurch und erreichen am Waldausgang bereits unser Ziel, Groß Breeese. Direkt gegenüber der Unterkunft, wir haben eine noble Ferienwohnung mit 2 Schlafzimmern, gibt es einen Gasthof was wir am Nachmittag auch ausgiebig nutzen und in der Sonne im Biergarten sitzen. Merkwürdig, Groß Breese ist kleiner als Breese, die Hausnummern sind ganz merkwürdig vergeben gerade und ungerade Nummern auf der gleichen Strassenseite.
Tag 4
Am nächsten Morgen, das schon zur Routine gewordene Spiel: putzen satteln, Fahrzeug wegbringen. Ziel ist der Ort Ferbitz. Kurzes Schwätzchen mit Martin Niemeyer gehalten. Wurde uns als sehr nett und etwas "putzig" geschildert - jetzt weiß ich was gemeint war. Er entspricht so in etwa dem Bild, das ich von mir auch habe, nur ist er noch wesentlich kontaktfreudiger und offener. Wir werden abends und am nächsten Tag noch viel Spass mit ihm haben.
Wir reiten zunächst nach Norden durch Weisen, durch Schilde, berühren Dergenthin um dann nach Süden zu drehen. Vor Cumlosen verlassen wir den Gestütsweg (an dieser Stelle gibt es übrigens einen Rastplatz - so weit ich mich erinnere erst der 2. von eingezeichneten 6 auf unserem Weg). In Cumlosen habe ich eine offene Gastwirtschaft mit Biergarten gefunden. Die Pferde stehen friedlich an einen Baum gebunden auf dem kleinen Hof - klappt alles prima. Nach Cumlosen reiten wir über Bärwinkel, Gadow, Lanz nach Ferbitz. Martin Niemeyer, groß, kräftig ,mit Vollbart, begrüßt uns herzlich. Wir satteln ab und führen die Pferde auf eine der riesigen Koppeln. Danach gehen wir im Dorfgasthaus sehr gut und günstig essen. Martin hat zwar schon mittags dort gegessen begleitet uns aber dennoch gerne wieder. Wir haben alle viel zu erzählen und so wird der Abend nicht langweilig. Martin hat, wie viele der Menschen bei denen wir übernachtet haben, die günstigen Preise in dieser Gegend genutzt um sich eine erste oder neue Existenz aufzubauen - einen Traum zu erfüllen. Manchmal fragt man sich wie ein Mensch alleine solch große Anlagen bewirtschaften kann, es ist alles tip top in Ordnung, Ferienwohnungen, Ställe, Koppeln und trotzdem scheint noch Zeit für viel Freizeit zu bleiben - da kann man fast neidisch werden.
Tag 5
Nächster Morgen das übliche Spiel. Martin fährt mich zu Martina Meyer in Grittel. Wir haben gestern abend noch unsere Tour für den nächsten Tag besprochen. Ich wollte gerne um den Rudower See reiten da die vorgeschlagene Tour wieder viel zu kurz wäre. Die Strecke, die ich geplant hatte würde nach Martins und Martinas Aussage nicht gehen und so ändern wir sie kurzerhand etwas ab. Die Südseite des Sees soll nicht bereitbar sein - zu viele Grundstücke bis ans Wasser oder geteerter Fahrradweg. Martin fährt mit mir auf dem Rückweg am See vorbei, zeigt mir eine offene Gaststätte und eine Abkürzung von Ferbitz zum See. Es hat dann später nicht ganz so funktioniert. Wir haben vor dem See keinen Übergang über den Bach gefunden und über Nausdorf zu reiten war uns zu weit - aber, da war ein kleiner Pfad am Seeanfang für Reiter verboten mit der Bezeichnung "Seerundweg" und der war genau richtig.
Man sollte aber wirklich nicht reiten da er auf den ersten 100 Metern am Campingplatz vorbei sehr schmal ist und man auch unter einem schrägen Strommast durch muss - hier würden sich Reiter die Köpfe stossen. Am Ende des Pfades kommen wir an den See und gleich eine offene Kneipe. Wir trinken eine Weinschorle da man so eine Gelegenheit nicht verpassen sollte. Reiten dann den "Rundweg" weiter, immer am See entlang - durch eine naturbelassene Uferlandschaft - wirklich ein Highlight. Am Ende der 4 km langen Uferstrecke machen wir Mittagspause im Hotel "Alte Wassermühle".
Nach ausgiebiger Pause reiten wir durch die Randgebiete der Stadt Lenzen, machen am Ende auf einer Wiese nochmal ein Pause für die Pferde zum Gras fressen und erreichen dann nach Eldenburg eine großes Waldgebiet an dessen Rand entlang riesige abgemähte Wiesen zu ausgiebigen Trab- und Galopppassagen einladen. Ankunft in Grittel gegen 16 Uhr.
Am Nachmittag fahren wir noch nach Dömitz, wo es im Hafen am Elbe-Seitenkanal ein schön gelegenes "Strand"-Café gibt. Abends kommt Martin aus Ferbitz vorbei und wir sitzen alle bis 12 Uhr nachts im Garten zusammen und trinken nicht nur eine Flasche Wein.
Tag 6
Heute morgen verabschieden wir uns von Martina Meyer - wir behalten den Aufenthalt in sehr angenehmer Erinnerung. Wir reiten an Liepe vorbei, um Alt Kaliß herum durch Neu Kaliß, Raddenfort, Niendorf an der Rögnitz, durch Hohen Woos nachh Alt Jabel. Dort versorgen wir die Pferde, richten das Futter für den nächsten Morgen, Andreas Bader ist selbst nicht da, und fahren ins Hotel des Vielanker Brauhauses. Der kleine Ort Vielank hat nicht viel zu bieten, aber das Restaurant des Brauhauses ist es wert dort einzukehren. Es hat wirklich erstklassiges Essen, Bier aus der eigenen Brauerei und gute Weine zu bieten. Das Hotel liegt 300m entfernt vom Restaurant und der Rezeption. Bisschen doof wenn man es vorher nicht weiß, müssen wir unser Gepäck doch wieder nach draußen schleppen. Abends würdigen wir den Luxus mit einem ausgiebigen Essen.
Tag 7
Heute morgen treffen wir auch Andreas Bader an. Er ist leidenschaftlicher Distanzreiter und veranstaltet auch jährliche Distanzritte. Durch das nördlich gelegene militärische Sperrgebiet stellt sich der von mir geplante Weg nach Redefin als nicht praktikabel heraus und Andreas gibt mir einen neuen Track für mein GPS-Gerät, der immer am Rande dieses Gebietes entlang führt. Leider sind alle Karten die ich zur Planung zur Verfügung hatte hier völlig mangelhaft. Das Sperrgebiet ist viel zu klein eingezeichnet. Der ursprünglich vorgeschlagene Weg hätte über 45 km betragen, das war uns zu weit, auch weil es sehr heiß werden sollte. Der Weg am Manövergebiet entlang war erst gut reitbar, leicht aufgewühlter Sandboden, nach dem Rastplatz bei Loosen wurde er ätzend - ganz tiefer Boden, teilweise mit Steinen darin.
Andreas hatte vorgeschlagen uns an diesem Rastplatz zu treffen, er brachte Kaffee mit und Eimer um die Pferde zu tränken und wir haben eine lange gemütliche Pause gemacht. Beim Weiterritt kamen wir an lustigen Schildern vorbei, die ich unbedingt fotografieren musste:
Also wir haben weder Bandwürmer noch Zecken gesehen - aber auch so ein Schild noch nie - sind aber auch nicht abgestiegen, man weiß ja nie! Ob das ein Trick des Revierförsters ist? Fuchsbandwürmer und Zecken gibt's eigentlich doch überall?! Kurz darauf haben wir den Wald verlassen, und waren bald im Landesgestüt Mecklenburg in Redefin. Es ist ein riesiger Komplex, die Pferde sind in einer der mehreren Stallungen untergebracht, wir im Gästehaus. Wir beschließen den Abend in einem Landgasthof an der B5. Am nächsten Morgen bei der Schlüsselabgabe eine "Hiobsbotschaft". Ein Pferd könne nicht mehr aufstehen. Ich denke mir gleich, na ja - komischer Zufall, gehe dann jedoch sofort in den Stall. Cashmire liegt - wie immer nach dem Frühstück hat er seinen Morgenschlaf gehalten und sich auch nicht durch Zuruf von aussen bewegen lassen aufzustehen - warum auch? Er ist ja nicht blöd!. Als er mich sieht, steht er sofort auf und hat natülich überhaupt nichts. Man kennt sich halt hier mit Wanderreitpferden nicht wirklich aus. Aber gute Noten gibt's für die Aufmerksamkeit!
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