Endpunkt der Reise ist die Vierradenmühle, die östlichsten Kneipe in der östlichsten Stadt Deutschlands.
Die Tour führt von Karben an den Main, am Main entlang nach Hanau. Von dort durchs Kinzigtal über Langenselbold und Wächtersbach nach Bad Soden Salmünster. Dann entlang von Jossa und Sinn nach Wildflecken (Bayern). Von dort durch die Rhön über Bischofsheim, Sondheim, Mellrichstadt und Hildburgshausen nach Eisfeld, dem Tor zum Thüringer Wald. Von Eisfeld dann über den Rennsteig durch den Thüringer Wald ins Schwarzatal, entlang der Schwarza nach Rudolstadt. Von dort entlang der Saale über Kahla bis Jena. Dort verlassen wir den Saaleradweg in Richtung Osten und fahren über Stadtroda, Gera, Crimmitschau, Glachau, Hohenstein/Ernstthal durchs westliche Erzgebirge nach Chemnitz. Von dort geht es durchs östliche Erzgebirge weiter über Oederan und Freiberg nach Dresden. Von dort die Elbe entlang bis zur Fähre Birkwitz. Wir überqueren die Elbe und fahren weiter durchs Erzgebirge über Stolpen, Schirgiswalde und Ebersbach nach Hirschfelde. Wir befinden uns jetzt in der Lausitz und radeln die Neiße entlang bis Görlitz.
Tagebuch Karben-->Görlitz
1. Tag Wildflecken Ferienwohnung Samstag, 23.07.2011 18:24
KM: 133,81 Zeit: 7:05:42 Durch: 18,86 HM: 1164
Hier am Rande der Rhön ist fast alles ausgebucht. Wir haben noch ein Zimmer in einer Ferienwohnung bekommen. Das Haus ist schräg gegenüber des Hotels „Würzburger Hof“ wo wir eigentlich Quartier beziehen wollten. Dort ist eine Wandergruppe eingezogen und alle Zimmer waren somit belegt.
Es war auch sehr anstrengend heute. In Karben sind wir bei 15 Grad und etwas Sonnenschein gestartet. Im Tagesverlauf wechselnden sich Sonne und Wolken ab und zum Schluss gab es noch etwas Nieselregen. Wir sind hier in Bayern, am Anfang der Rhön. Das Profil war heute schon sehr anspruchsvoll, was man an den Höhenmetern sehen kann. Viel Berg und Tal. Die Strecke führte zum Teil über Schotterwege, ab und zu Asphalt und wenige Abschnitte auf Kreis- oder Landstraßen.
In Hanau hatte ich schon fast einen Unfall mit einem blöden Mountainbiker, der einfach bei rot über die Ampel fuhr.
Wir werden heute im „Würzburger Hof“ zu Abend essen. Morgen geht es gleich 10 km aufwärts.
2. Tag Eisfeld Hotel Schaumberger Hof Sonntag, 24.07.2011 16:45
KM: 101,98 Zeit: 6:05:33 Durch: 16,74 HM: 957
Heute nur Berg und Tal. Über die Rhön, raus aus der Rhön, rein in den Thüringer Wald. Die Fahrt verlief oft über Kreis- und Landstraßen, nur zur Hälfte Radwege. Momentan sind wir seit ca. 10 km auf dem Werra-Radweg in Richtung Quelle unterwegs.
Wetter: Heute Morgen dunkle Wolken aber kein Regen. Über Tag wurde es heller und dann wieder düster. Hier über Eisfeld sieht es jetzt so aus, als würde bald ein Gewitter niedergehen. Ganz schwarze Wolken kommen auf den Ort zu. Gut, dass wir nicht mehr weiter gefahren sind.
Eisfeld gilt als Eingangspforte zum Thüringer Wald. Das heißt nichts anderes, als dass es Morgen steil wird. Wir werden sehen. Ein Ortsteil von Eisfeld ist Bodenau. Dort haben die Barone zu Münchhausen gelebt. Hier in Eisfeld Stadt ist der Hund begraben. Sonntag und kein Mensch auf den Straßen.
3. Tag Kahla Saalehotel Montag, 25.07.2011 16:50
KM: 100,66 Zeit: 6:03:54 Durch: 16,59 HM: 931
Heute war die Königsetappe über die höchste Stelle mit 849 Metern im Thüringer Wald. Wir sind um 8:50 in Eisfeld gestartet. Zuerst sind wir auf Asphalt gefahren, später an der Werra hoch auf steilen und steinigen Wegen durch den Wald, teilweise über den Rennsteig mit durchschnittlicher Steigung von 7%. Von der Werra-Quelle in Siegburg sind wir dann über eine Bundesstraße bis Neuhaus gefahren. Die Waldwege sind einfach zu schlecht. Da hat sich seit meiner ersten Tour durch den Thüringer Wald vor 15 Jahren nichts geändert. Ab Neuhaus ging es dann steil abwärts ins Schwarzatal, dort immer an der Schwarza entlang nach Rudolfstadt, ab dort dann an der Saale entlang. Was heißt entlang. Ich hatte gehofft, dass wir flach am Fluss entlang fahren könnten. Ist aber nicht so. Es geht auf und ab durchs Hügelland mit teilweise extremen Steigungen von über 15 %.
Hier in Kahla gibt es eine historische Altstadt. Die Altstadt ist auch schön saniert, aber außerhalb in den kleinen Gässchen viele verfallene Fachwerkhäuser.
An der Saale sind die Radwege größtenteils asphaltiert, aber es geht rauf und runter.
Wetter: Bewölkt bis stark bewölkt, teilweise Nieselregen, kein Sonnenschein 14 – 18 Grad. Insgesamt sind wir jetzt 330 km gefahren.
4. Tag Hohenstein/Ernstthal Hotel Drei Schwanen Dienstag, 26.07.2011 18:30
KM: 134,10 Zeit: 7:59:29 Durch: 16,77 HM: 1113
Das Hotel ist ein Vier-Sterne-Haus. Vier Sterne, aber kein Schwimmbad, schwach. Auch das Zimmer ist klein und unkonfortabel geschnitten. Möchte wissen, wo das Haus die Sterne her hat.
Heute endlich schönes Wetter. Am Morgen war es noch neblig und kalt, als wir im 8:10 gestartet sind. Aber nach 20 km konnte man bereits in kurzer Hose und T-Shirt fahren. Also heute Sonnenschein. Der Deutschland-Randweg R1, auf dem wir uns jetzt befinden ist nicht gut beschildert, wir haben uns trotz Navi verfahren. Die Wege sind meist asphaltiert mit nur wenigen steinigen Abschnitten.
Der Ortsteil Ernstthal ist die Karl-May-Stadt. Er ist hier geboren und hat auch hier längere Zeit gelebt, hat hier geheiratet und wurde im Hotel, wo wir heute übernachten, verhaftet. Man kann hier auch das Geburtshaus von Karl May besuchen. Das schauen wir uns heute noch an. Hier in der Nähe ist auch der Sachsenring.
Das Profil ist immer noch sehr anstrengend, immer auf und ab, was man auch an den vielen Höhenmetern sehen kann. Bis Chemnitz sind es jetzt noch 15 km, bis Dresden ca. 100. Wir haben jetzt insgesamt 462 km zurückgelegt, 25 über Plan.
Das Highlight des Tages war die Fahrt entlang der Rutha. Wunderbarer asphaltierter Weg durch den Wald und viele Einkehrmöglichkeiten. Auch bekannt als Mühlenradweg. Die alten Mühlen sind zu Gasthäusern umgebaut, klasse.
5. Tag Heidenau Hotel Reichskrone Mittwoch, 27.07.2011 18:50
KM: 134,89 Zeit: 8:15:13 Durch: 16,34 HM: 1315
Maximalgeschwindigkeit: 62,16!!!! Hier sind wir in einer riesigen Hotelanlage untergekommen. Das Zimmer ist groß und ruhig. Gut getroffen, obwohl wir 2 km von Radweg entfernt sind. Auch egal, auf das bisschen kommt es auch nicht mehr an.
Heute war es sehr sehr anstrengend. Bis jetzt das anspruchvollste Profil. Ich dachte, wenn wir den Thüringer Wald hinter uns haben, ist es nicht mehr so schlimm. Aber es wird täglich brutaler. Ich war heute schon fast am verzweifeln. Nach kurzen Abfahrten kamen immer wieder steile Anstiege, manchmal über 10 %, mal sogar 15 %. War ich froh, als es endlich abwärts zur Elbe ging.
In Dresden haben wir dann am Zwinger noch Station gemacht. Ich hatte die Tour direkt am Zwinger und an der Frauenkirche entlang geplant, Zufall.
Die Wege waren teilweise, wenn wir nicht auf holprigen Asphaltwegen gefahren sind, sehr steinig und sandig. Einmal mussten wir einen Umweg von 2 km fahren, weil eine Brücke abgerissen war. Überhaupt waren unterwegs viele Baustellen, so dass wir nicht immer meinem Plan folgen konnten. Das hat uns natürlich zusätzlich wieder Zeit gekostet und wir liegen fast 40 km über Plan. Insgesamt sind wir jetzt bereits 593,84 km gefahren.
Wetter: Sonnig mit ein paar harmlosen Wolken, nicht zu warm. 20 bis 22 Grad.
6. Tag Ostritz Hotel Neisseblick Donnerstag, 28.07.2011 18:00
KM: 129,43 Zeit: 8:01:59 Durch: 16,11 HM: 1462
Maximalgeschwindigkeit 62,78!!!!!!!
Gestern dachte ich, wir hätten das Schlimmste hinter uns. Aber heute mussten wir noch mehr Höhenmeter machen, als gestern. Wir sind heute Morgen an der Elbe gestartet und über den Deutschlandradweg zur Neiße geradelt. Zwischendurch haben wir abgekürzt. Das war auch keine gute Idee, da wir wieder viel Berg und Tal fahren mussten. Normalerweise geht der Radweg über Zittau, das sind allerdings 15 km mehr. Das nächste Mal würde ich trotzdem über Zittau fahren, um die Berge zu sparen. Ich habe jetzt die Schnauze voll von bergauf und bergab.
Die Radwege waren manchmal sehr steinig, auch bergab konnte man nicht schnell fahren. Zum größten Teil waren es aber Asphaltwege. Auf dem Weg nach Mühlsdorf war mal wieder eine Baustelle, eine von vielen auf dem Weg. Schrecklich, dass die gerade bauen müssen, wenn wir hier fahren wollen. Hier kam noch erschwerend hinzu, dass es keine Möglichkeit gab, das Rad an der Baustelle vorbei zu schieben. Wir mussten unsere Drahtesel einen Kilometer durch ein Kornfeld zur nächsten Straße schieben. Das hatte uns ½ Stunde gekostet.
Hier an der Neiße wechseln sich steinige mit asphaltieren Wegen ab. Es sind jetzt nur noch 22 km bis Görlitz. Hier in Ostritz ist auch der Hund begraben.
7. Tag Görlitz Hotel Zum Hothertor Freitag, 29.07.2011 10:20
KM: 20,98 Zeit: 1:14:34 Durch: 16,88 HM: 106
Hier haben wir uns hier für drei Nächte einquartiert. Danach geht es am Montag weiter zum Steinhuder Meer.
Wir haben unser erstes Ziel erreicht und sind in der Rentnerstadt Görlitz angekommen. Die Vierradenmühle, die östliche Kneipe Deutschlands, öffnet erst um 11:00 Uhr. So haben wir noch 45 Minuten, um unser Zimmer zu beziehen.
Wetter: Mehr Wolken, ab und zu mal Sonnenschein, um 20 Grad. Morgen soll es schlechter werden. Regnerisch und kalt und so ist es dann auch passiert. Scheiß Sommer dieses Jahr, mal wieder.
Insgesamt waren es jetzt nach Navi 742,32 km.
In Görlitz leben viele Rentner. Man kann hier für 2 Monate probe wohnen, bevor man sich entscheidet, die Wohnung weiter zu bewohnen. Die Stadt ist geteilt. Ein Drittel liegt auf polnischer, zwei Drittel auf deutscher Seite. Der deutsche Teil ist für 100.000 Bewohner ausgelegt, es leben aber nur 55.000 (Tendenz immer noch abnehmend) in der Stadt, was dazu führt, dass voll sanierte Barockhäuser zu 4 Euro / QM warm zu mieten sind. Über 80 % aller Altbauten sind mittlerweile saniert. Es gibt einen unbekannten Geldgeber, der seit 17 Jahren jedes Jahr 1.000.000,-- DM (früher) und heute 511.000,-- Euro für die Sanierung der Stadt spendet. Er will unbekannt bleiben. Sollte sein Name bekannt werden, wird die Spende eingestellt. Bekannt ist in Görlitz auch die Sonnenorgel. Beim „Orgelpunkt“, Sonntags um 12:00, kann man sich über die Entstehung der Orgel über einen Vortrag und mit Musikproben informieren. Was ich in dem Zusammenhang noch nicht wusste, den sichtbaren Teil einer Orgel nennt man Prospekt. Fast alle Kneipen hier in Görlitz haben kleine, in sich verschachtelte Keller, interessant.
Wir hatten hier zwei Tage Regen und haben die Zeit für zwei Stadtrundfahrten (große und kleine) und eine Fahrt mit der „Zittauer Schmalspurbahn“ nach der Kurstadt Jonsdorf genutzt. Dampf, Dampf.
Gesamt
KM: 755,85 Zeit: 44:46:24 Durch: 16,88 HM: 7048
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Karben - Görlitz
Gruß Wolfgang