Ich persönlich bevorzuge Touren die an einem Tag machbar sind, auf zwei Tage auszudehnen und zelte stattdessen in Routennähe. Ob das jetzt korrekt ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Wer jedoch meine *Variante* ausprobieren möchte, sollte sich darüber im Klaren sein die Umwelt zu respektieren, und nicht unbedingt in der Nähe von brütenden Seltenheiten oder Futterstellen für scheue Tieren zu campieren, und seinen Müll wieder mitnehmen - eine gewisse Robustheit gegenüber dem Wetter und der Temperatur und dementsprechende Kleidung werden hierfür natürlich auch vorausgesetzt.
Im Folgenden eine kleine Beschreibung über einen Ausflug mit einer Kollegin auf die Schesaplana, *All Inclusive* im Rucksack mit Zelt...
Erster Tag: (Talstation Lünerseebahn bzw. Douglasshütte - Totalphütte)
Ein Donnerstag-Morgen - wir beschlossen um ca. 0800h nach Brand bei Bludenz aufzubrechen. Nach ca. 3h Fahrzeit erreichten wir schliesslich den kleinen Touristenort im Vorarlberg (bitte an die Vignettenpflicht denken!!!) und konnten so noch kurz die ein oder anderen Besorgungen im hiesigen Sportgeschäft erledigen. Im Anschluss daran fuhren wir noch ca. eine halbe Stunde lang Serpentinen, bis zur Talstation der Lünersee-Bahn (In Brand einfach bis Ortsende durchfahren, und der Beschilderung "Lünerseebahn" folgen) Leider war bei uns an diesem Tag das Wetter nicht allzu berauschend, und wir konnten uns nur ansatzweise ausmalen, wie das Wochenende werden könnte... Soweit so gut - aufgrund des miesen Wetters war der Touristenandrang nicht allzu hoch, und wir hatten keine Probleme eine Parkmöglichkeit zu finden. (Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es wohl besser so war, denn auf dem Rückweg mussten wir feststellen, dass der Parkplatz bei schönem Wetter ab ca. 1000h bei weitem nicht mehr ausreicht, und schon mit einem Fussmarsch von knapp 1km bis zur Talstation zu rechnen war...).
Nachdem wir alles soweit vorbereitet hatten kauften wir uns jeweils für knapp 10€ ein Ticket für die Auf- & Abfahrt. (Das Ticket ist gültig für 6 Tage) Wer möchte kann sich das Ticket sparen, und stattdessen einen sich ca. zwei Stunden ziehenden Pfad aufsteigen - da unser eigentlicher Ausgangspunkt aber die Bergstation sein sollte und der Regen nicht wirklich nachließ, entschieden wir uns für ein Ticket. Die Gondel fährt alle 30 Minuten und somit war die Wartezeit dementsprechend erträglich - für einen letzten Toilettengang konnte man die, zu meinem Erstaunen sehr sauberen und kostenlosen, Toiletten verwenden. Ein kleiner Snackautomat im Eingangsbereich ist auch vorhanden - dafür kein Restaurant oder Imbiss. Weitere Informationen zur Lünerseebahn hier.
Zügig fuhren wir dann mit der Gondel auf die Bergstation der Lünerseebahn (1980m). Die Fahrt hierfür dauerte knapp 2 Minuten... Dort angekommen konnten wir uns dann entscheiden, ob wir uns in der nebenanliegenden Douglasshütte noch kurz stärken, oder die erste Etappe zur Totalphütte auf uns nehmen wollten. Wir entschieden uns für erste Etappe und folgten der Beschilderung, die einem unfehlbar den Weg zur Totalphütte (2316) wies. Die ersten Meter ging es einen flachen Wirtschaftsweg entlang des Lünersees, einem künstlich erweiterten Stausee, der an diesem Tag wegen der tiefhängenden Wolken und der niedrigen Sichtweite jedoch nur teilweise ersichtlich war. Nach einer halben Stunde kam der erste Anstieg (auch hier wieder unmöglich die Beschilderung zu verfehlen) zur Hütte. Bereits hier sollte man darauf achten, trittsicher unterwegs zu sein. Wer genau hinsieht hat vielleicht das Glück einem Murmeltier oder einem Alpensalamander über dem Weg zu laufen... Der Regen hatte bereits aufgehört und wir folgten dem Pfad hinauf zur Totalphütte. Die ersten Höhenmeter kam noch der ein oder andere Grasflecken zum Vorschein, danach aber nur noch Fels, Stein und Geröll (Sollte der Weg verschneit sein helfen hier die Felsmarkierungen weiter und somit hat man auch hier keine Probleme sich zurechtzufinden). Mit knapp 40kg Gepäck (ich hatte Zelt und Verpflegung und was man sonst noch alles so braucht, dabei...) dauerte der Aufstieg knapp 2 Stunden - im Regelfall ist dieser aber mit normal gepackten Ruchsack in knapp 1,5h zu bewältigen.
Die Totalphütte war für uns beide auch das eigentliche Ziel der ersten Etappe, und so suchten wir uns ca. 100m weiter östlich der Hütte ein ruhiges Plätzchen zum Aufschlagen unseres Zeltes. Ein paar Steine weggeschlichtet und wir hatten eine super Liegefläche... Nachdem alles soweit fertig war bereiteten wir unsere Ausrüstung noch für den nächsten Tag vor, packten die Rucksäcke um - denn wir wollten Zelt und Schlafsäcke in der Hütte lassen (was nach Absprache mit der Hüttenwirtin in Ordnung war)... und kochten uns Café und etwas warmes zu Essen.
Die Totalphütte hat so ziemlich alles an Einrichtungen vorzuweisen - gute Küche, schöne Terrasse mit fantastischem Talblick (sofern das Wetter mitspielt), Trock- und Waschraum (leider keine Duschen), Toiletten und Matratzenlager (Keine Einzelzimmer etc.) Selbstverpfleger werden übrigens gebeten etwas abseits der Hütte zu rasten - was meines Erachtens auch verständlich ist - aber hierfür wurden in Hüttennähe Sitzmöglichkeiten aufgestellt, so dass man nicht unbedingt auf dem Boden seine eigene, mitgebrachte Verpflegung zu sich nehmen muss... ;) Wer nur kurz Wasser benötigt um anschliessend weiter auf die Schesaplana zu steigen, der kann von einem öffentlichen Wasserbehälter im Eingangsbereich, Trinkwasser entnehmen - kostenlos.
Nach dem Essen ließen wir den Tag dann noch Revue passieren und schliefen knapp 8 Stunden durch.
Zweiter Tag: (Totalphütte - Schesaplana - Douglasshütte)
Am nächsten Morgen packten wir dann nur noch Zelt und Schlafsack zusammen und beschlossen auf der Totalphütte für ca. 8€ p.P. ausgiebig zu Frühstücken. Hier noch ein paar Informationen zu Öffnungszeiten, etc. der Hütte. Noch ein kurzer Eintrag in´s Hüttenbuch - um 0900h machten wir uns dann schliesslich auf den Weg, und folgten der Beschilderung zur Schesaplana (2966m) Der Weg hier war mittlerweile ziemlich steinig und teilweise mit Stahlseilen gesichert. Bei starkem Nebel sollte man dann doch etwas genauer hinsehen um auf den rechten Weg zu bleiben. Bei uns lag die Sicht nämlich schlussendlich im Aufstieg höchstens bei 5m. Kurz vor dem Ziel überschritten wir dann die österreichische / schweizer Grenze und wurden über einen kurzen Grat zum Gipfel geleitet. Der Aufstieg hierfür dauerte knapp 2 Stunden. Leider klarte der Himmel in knapp 3000m Höhe nicht allzu sehr auf, und so beschlossen wir, nach einer knappen Stunde Rast auf dem Gipfel, den gleichen Weg abzusteigen.
Diejenigen, bei denen das Wetter mitspielt, haben einen fantastischen Rundblick vom Gipfel über die Zentral- und Westalpen bis hin zum Monte Rosa. - Tja, und wie´s der Teufel will - auf halbem Rückweg, kurz vor der Ankunft an der Totalphütte, riss der Himmel auf. Wir entschieden uns dennoch weiter bis zur Douglasshütte abzusteigen. (Wer mag, der kann dort dann für 2x1€ für 4min warm Duschen...aber Vorsicht beim Duschautomaten - mehr wie 2 einzelne Eurostücke verkraftet er nicht - er schluckt zwar gerne mehr Geld, aber das warme Wasser blieb bei mir nach der 4. Minute leider aus...) Die Douglashütte ist bei schönem Wetter ziemlich stark frequentiert, ähnelt in meinen Augen mehr einer Hotel-/Restaurantanlage, als einer *urigen* Hütte. Weitere Informationen dazu hier.
Nachdem wir uns geduscht hatten gingen wir noch ein Stück weiter und suchten uns in Ufernähe einen ruhigen Platz, um dort unser Zelt aufzubauen. Ich würde empfehlen etwas *geschützter* und abseits des Weges zu campieren, denn es wird kaum einer Lust darauf haben bereits um 0600h von den ersten Bergsteigern oder Förstern geweckt zu werden. Deshalb entschieden wir uns für eine kleine Insel, welche in den Lünersee hineinragt. Nach einer sternenklaren Nacht krochen wir am nächsten Morgen total erholt aus unseren Schlafsäcken und konnten zum ersten mal die wunderschöne Gegend und den klaren Gebirgssee erkennen.
Dritter Tag: (Douglasshütte - Talstation Lünerseebahn)
Wir packten alles zusammen und machten uns gegen 0800h auf zurück zur Douglasshütte um dort auf der Terrasse mit Blick auf den Lünersee für knapp 10€ p.P. zu Frühstücken (allerdings ist hier die Auswahl an Lebensmitteln um einiges umfangreicher als auf der Totalphütte gewesen....) Knapp 2h sind vergangen, und man konnte anhand des Touristenansturms nur erahnen wie überfüllt der Parkplatz an der Lünerseebahn-Talstation war. Da wir beide keine Freunde von grossen Menschenmassen sind, machten wir uns dann auch gleich auf den Weg und fuhren mit der Gondel ab. Da unser Ticket ja für 6 Tage gültig war, mussten wir somit für die Fahrt nichts bezahlen...
Alles in allem eine sehr gelungene Tour die ich aufgrund des etwas schlechteren Wetter wohl noch einmal machen werde*. Die Tour ist eigentlich auf ca. 5-6 Stunden ausgelegt - hier deshalb nocheinmal die kurze Variante:
• Talstation Lünerseebahn - Bergstation Lünerseebahn (bei Aufstieg ohne Gondel knapp 2h)
• Douglasshütte - Totalphütte (1,5h)
• Totalphütte - Schesaplana (2h)
• Schesaplana - Douglasshütte (2h)
• Douglasshütte - Talstation Lünerseebahn
Kleiner Zusatz - mittlerweile habe ich die Tour wiederholt (um meine neuen Schuhe *einzulaufen*) Diesmal war ich mit einem Kollegen unterwegs - wir sind diesmal ab der Lünersee-Talstation bis zur Schesaplana aufgestiegen - und das Ganze wieder Retour. Wer also konditionell nicht allzu fit ist sollte vielleicht doch mit der Gondel hochfahren... Knapp 3000 Höhenmeter machen sich dann mit neuen Schuhen doch ein klein wenig bemerkbar. Des Weiteren ist der Ansatz von ca. 6 Stunden ziemlich gut bemessen - (reine Gehzeit - keine Pausen inbegriffen)
Also bei der Planung bitte die Pausen auch schön mit einbeziehen - und daran denken, dass diese 6 Stunden bei gutem Wetter und guter Kondition schon machbar sind, aber die Gondel auch nich ewig fährt... ab 17h ist die letzte Abfahrt... (wir haben Sie leider verpasst.. :D :D)
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Die Lünerseebahn ist von Bludenz aus (Autobahn A14 - Ausfahrt Bludenz Mitte bzw. Brandnertal) über Bürs - Brand - Schattenlagant mit PKW und Bus (Postbus ab Bahnhof Bludenz) sehr gut erreichbar.
Mit dem Auto:
Über den Grenzübergang Lindau oder Hörbranz aus Deutschland:
Pfändertunnel - Rheintalautobahn A14 - Ambergtunnel - Abfahrt Brandnertal.
Über den Arlberg:
Abfahrt Bludenz Mitte, über Bürs - Brand – Schattenlagant
Aus der Schweiz:
Autobahn von Zürich oder Chur - Abfahrt Gams - (Fürstentum Liechtenstein) - Grenzübergang Tisis (Feldkirch) - Walgauautobahn A14 - Abfahrt Brandnertal
Aus St. Gallen (CH):
Schweizer Rheintalautobahn - Ausfahrt Oberriet-Meiningen - Autobahn Richtung Bludenz ab - Auffahrt Rankweil A14 - Ambergtunnel - Abfahrt Brandnertal
Bitte beachten, dass auf allen österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen Vignettenpflicht (Maut) gegeben ist.
Mit der Bahn:
Schnellzugstation in Bludenz - Postbuslinie bis zur Talstation der Lünerseebahn
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