Einer von uns, der 14-jährige Stefan, behauptet seit Jahren stock und steif, nicht schwindelfrei zu sein. Die Mama, zwar sportlich ausdauernd und willensstark, ist derzeit durch Rückenschmerzen gehandicapt. Nur unsere süße Sechzehnjährige ist in der Senkrechten zu Hause, strotzt vor Kraft und Selbstvertrauen, nimmt an Meisterschaften teil und übt wöchentlich mit der Bludenzer Alpenvereinsjugend an der Kletterwand Routen, die ich selbst als "Jenseits von Gut und Böse" bezeichnen würde.

Ich selbst war vor Jahren auf extremen Klettersteigen unterwegs. Heute sehe ich meine Aufgabe viel mehr darin, die Begeisterung für den Alpinismus zu wecken, die Sicherheit am Berg für meine Familie zu erhöhen und durch gemeinsame Bergerlebnisse unser Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.

Derart unterschiedliche Voraussetzungen verlangen nach einer Route, die keinen überfordert, den Jungen aber doch ein gewisses Prickeln bereitet und Selbstvertrauen und Psyche fordert und stärkt. Von Riva, derm wunderschönen historischen Städchen am Gardasee mit südlich-italienischem Flair, hinauf zur Cima Capi, ist ein Glücksfall von Abenteuer und Familiengaudi. Kein Spaziergang wohlgemerkt, denn Ausrüstung und Kondition müssen passen, aber auch keiner der wahnwitzigen und in meinen Augen dummen Eisenwege der neueren Generation, die sich sogar brüsten, die "schwierigste Klettersteigstelle Österreichs" vorweisen zu können. Welch ein Unsinn!

Die Wegbeschreibung im Detail will ich mir sparen, man lädt sich die Route einfach herunter und folgt dem GPS-Zeiger. Schon erstaunlich, dass man hier, wie ich las, fehlgehen kann...

Man möge sich auch selbst erkundigen, welche Voraussetzungen zum Begehen einer leichteren bis mittelschweren "Via Ferrata" gehören. Unsere Jungen waren begeistert, einerseits weil das Klettertöchterchen sich rührend um die Mama kümmern konnte und der junge Mann das Gefühl hatte, durch seine Willensstärke seinen (eingebildeten) Schiss vor Tiefblicken überwinden zu können...

Die Mama vergaß für ein paar Stunden die Rückenschmerzen und ich selbst... Ich selbst freute mich sehr, dass sich die anderen gefreut haben. 

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